Der vatikanische Staatssekretär, Kardinal Pietro Parolin, hat die Haltung von Papst Franziskus im russischen Krieg gegen die Ukraine verteidigt. Der Papst habe die russische Aggression gegen die Ukraine „vom ersten Moment an in unmissverständlichen Worten verurteilt, er hat nie Angreifer und Angegriffene gleichgesetzt“, erklärte Parolin im Gespräch mit dem Magazin „Limes“. Er sei irritiert, dass viele Papst Franziskus für sein Vorgehen angriffen oder gar als prorussisch bezeichneten.
Papst will Reise mit konkretem Nutzen
Wörtlich fragte Parolin: „Ist der Papst prorussisch, weil er zum Frieden aufruft? Ist der Papst prorussisch, weil er das Wettrüsten und die Verwendung riesiger Summen für den Kauf neuer und immer mächtigerer Waffen verurteilt, anstatt die verfügbaren Mittel für den Kampf gegen Hunger und Durst in der Welt, für Gesundheit, Wohlfahrt, Bildung, ökologischen Wandel zu verwenden?“ Der Papst sei prorussisch, „weil er uns einlädt, darüber nachzudenken, was zu diesen beunruhigenden Entwicklungen geführt hat“
Parolin, nach Franziskus der „zweite Mann“ im Vatikan, ging auch auf einen möglichen Besuch des Papstes in Russland oder der Ukraine ein. Es sei der größte Wunsch und die Priorität von Franziskus, dass „durch seine Reisen ein konkreter Nutzen erzielt werden kann“. Er wolle nach Kiew reisen, um den vom Krieg betroffenen Menschen Trost und Hoffnung zu spenden. „Ebenso hat er seine Bereitschaft erklärt, auch nach Moskau zu reisen, wenn die Bedingungen wirklich friedensfördernd sind“, so Parolin.
Den Dialog mit der russisch-orthodoxen Kirche bezeichnete der Kardinalstaatssekretär als „schwierig“. Er verlaufe nur in kleinen Schritten und erlebe Höhen und Tiefen. Parolin betonte aber auch, dass der Dialog nicht unterbrochen worden sei. Das für das Frühjahr geplante Treffen zwischen Papst Franziskus und dem Moskauer Patriarchen Kyrill habe man verschoben, weil „es nicht verstanden worden wäre und das Gewicht des laufenden Krieges es zu sehr beeinflusst hätte“. DT/mlu
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