Die Demokratische Republik Kongo gehört zu den zehn „gescheiterten Staaten“, die es derzeit auf der Welt gibt: Das staatliche Gewaltmonopol und die Verwaltungsstrukturen sind so stark eingeschränkt, dass die Regierung kaum handlungsfähig ist. Seit vielen Jahrzehnten leidet das Land unter massiver Gewalt. Auf die belgische Kolonialherrschaft folgten nach der Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1960 harte innenpolitische Kämpfe, mehrere diktatorische Regime und ein langer Bürgerkrieg, der in einigen Landesteilen bis heute anhält. Der autoritär geführte Staat, der von Korruption, Menschenrechtsverletzungen, Ausbeutung und Gewalt geprägt ist, gehört zu den ärmsten Ländern der Erde.
Vor diesem Hintergrund brutaler Machtkämpfe fand das Martyrium der drei Xaverianer-Missionare Luigi Carrara, Vittorio Faccin und Giovanni Didonè sowie des Diözesanpriesters Albert Jouvert statt, die 1964 von einer Rebellengruppe „in odium fidei“ ermordet worden sind. Im vergangenen Jahr, am 18. August, wurden sie im Auftrag von Papst Franziskus in der Kathedrale von Uvira am Nordufer des Tanganjikasees seliggesprochen. Ihr gemeinsamer Gedenktag ist der 28. November.
Tagesmärsche für die Seelsorge
Albert Jouvert wurde am 21. November 1908 im kongolesischen Moba geboren. Sein Vater war ein französischer Offizier, der 1890 von Charles Lavigerie, dem Gründer der „Weißen Väter“ und späteren Kardinal, nach Afrika gesandt wurde, um die Karawanen der Missionare vor Angriffen von Sklavenhändlern zu schützen. Er ließ sich dort nieder und heiratete die Kongolesin Agnès Atakae, mit der er zehn Kinder bekam, die sie im katholischen Glauben erzogen.
Mit zwölf Jahren trat Albert, der Zweitjüngste, in das Kleine Seminar in Lusaka ein. Nach der Priesterausbildung, zu der auch der praktische Einsatz in der Mission und in den Schulen gehörte, wurde er am 19. Mai 1935 zum Priester der Diözese Uvira geweiht. Die folgenden drei Jahrzehnte verbrachte er in verschiedenen Missionen des Landes. Er legte im Laufe der Zeit unzählige Tagesreisen zu Fuß zurück, um in die entlegenen Dörfer zu gelangen, wo er die Sakramente spendete und Katechisten ausbildete, und war einige Jahre als Ausbilder in den Kleinen Seminaren von Lusaka und Mongumbe tätig. Seine Markenzeichen waren die Soutane, die er zum Zeichen seiner Weihe immer trug, und eine Gitarre: Er liebte das gemeinsame fröhliche Beisammensein mit den Menschen.
Von Rebellen erschossen
1964 verschärfte sich die politische Situation: Die maoistische Rebellengruppe „Simba“ übernahm mit Unterstützung Chinas und der Sowjetunion die Macht im Osten des Kongo; im Mai nahmen sie Uvira ein. Der Bischof sowie zahlreiche Priester und Laien wurden inhaftiert. Während die meisten europäischen Missionare den Kongo verließen, entschieden sich die drei italienischen Xaverianer-Missionare Luigi Carrara, Vittorio Faccin und Giovanni Didonè, zu bleiben und den Verfolgten Hilfe zu leisten; alle drei waren erst wenige Jahre im Kongo tätig.
Am 28. November 1964 kamen Simba-Rebellen nach Baraka, wo sich der 31-jährige Priester Luigi Carrara und der ein Jahr jüngere Laienbruder Vittorio Faccin aufhielten. Beide wurden von den Rebellen erschossen, die dann weiterfuhren nach Fizi, wo sie auf den 34-jährigen Priester Giovanni Didonè stießen, der ebenfalls kaltblütig ermordet wurde. Albert Jouvert hielt sich zu diesem Zeitpunkt im selben Haus auf. Als er heraustrat, um zu sehen, was draußen vor sich ging, wurde auch er von einer Kugel tödlich getroffen.
Die sterblichen Überreste der vier Märtyrer blieben auf Wunsch der Gläubigen in den Kirchen von Baraka und Fizi. Knochenfragmente aller vier befinden sich in einem gemeinsamen Reliquiar, das in der Krypta der Kathedrale von Uvira aufbewahrt wird. „Märtyrer fallen nicht einfach vom Himmel“, sagte der Erzbischof von Kinshasa, Kardinal Fridolin Ambongo Besungu, in seiner Predigt zur Seligsprechung. „Sie sind auch keine außergewöhnlichen Wesen, sondern Märtyrer sind Christen wie wir, wie du und ich. Sie haben nur ihr Leben außergewöhnlich gelebt. Sie haben Gott und seinem Wort die Treue gehalten, auch in einem feindseligen Umfeld.“
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