Der „Ad-limina“-Besuch der deutschen Bischöfe im Vatikan neigt sich dem Ende entgegen und Hoffnungen, dass sich in den vom Synodalen Weg aufgeworfenen strittigen Fragen irgendwelche Klärungen ergeben hätte, haben sich bisher nicht erfüllt. Papst Franziskus hat die Bischöfe am Donnerstagmorgen in Audienz empfangen und darauf verzichtet, eine Ansprache zu halten, wie er inzwischen auch bei den meisten Begegnungen mit anderen nationalen Bischofskonferenzen ganz davon abgekommen ist. Stattdessen gestaltete sich die zweistündige Begegnung, wie es in einer Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz heißt, „als offene Gesprächsrunde, bei der die Bischöfe ihre Fragen und Themen anbringen konnten und der Papst individuell antwortete“.
Über die konkreten Inhalte dieser Fragen der Bischöfe und der Antworten des Papstes schweigt sich die Mitteilung aus, es ging ganz allgemein um die „Seelsorge in veränderter Zeit, um das Selbstverständnis des priesterlichen und bischöflichen Amtes, um das Engagement von Laien in der Kirche sowie um die Herausforderung, wie Evangelisierung in einer säkularen Welt gelingen kann“. Auch Perspektiven für den Frieden angesichts globaler und regionaler Konflikte seien Gegenstand der Unterhaltung gewesen. Allerdings heißt es am Ende der Mitteilung der Bischofskonferenz, dass „auch Aspekte des Synodalen Weges der Kirche in Deutschland und des weltweiten synodalen Prozesses“ zur Sprache gekommen seien.
Besuche in vatikanischen Dikasterien
In den Tagen zuvor hatte es Gespräche deutscher Bischöfe etwa in den Dikasterien für die Evangelisierung, die Bischöfe, den Glauben sowie in dem von Kardinal Kurt Koch geleiteten Ökumene-Dikasterium, in der Behörde für die Gesetzestexte und im Generalsekretariat der römischen Bischofssynode gegeben. Im Dikasterium für die Evangelisierung, deren Präfekt der Papst persönlich ist, war Erzbischof Rino Fisichella Ansprechpartner der nicht immer in Eintracht argumentierenden deutschen Bischöfe.
In dem von Kardinal Mario Grech geleiteten Synodensekretariat wurde festgestellt, dass der deutsche Synodale Weg und der bis 2024 laufende römische Weltprozess zur Synodalität bislang unabhängig voneinander und meist unverbunden nebeneinander herlaufen. Wie in Rom zu erfahren war, hat der Leiter des Glaubens-Dikasteriums, Kardinal Luis Ladaria SJ, bei der Begegnung mit den deutschen Bischöfen darauf verzichtet, einige unverhandelbare Eckpunkte der Glaubenslehre und der Kirchenverfassung argumentativ klar zu untermauern. Kardinal Michael Czerny SJ und Schwester Alessandra Smerilli als Sekretärin der Behörde stellten den deutschen Gästen die Arbeit des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen vor.
Wer gewinnt die Deutungshoheit?
Krönender Abschluss wird am Freitag ein Rundgespräch der deutschen Bischöfe mit den Leitern verschiedener vatikanischer Dikasterien in Anwesenheit des Papstes über die Streitpunkte des Synodalen Wegs sein. Dem Vernehmen nach will der Vatikan noch am Abend des gleichen Tags hierzu eine Erklärung abgeben. Der Konferenz-Vorsitzende Bischof Georg Bätzing wird die Ergebnisse des „Ad limina“-Besuchs am Samstagmorgen vor Journalisten im Patristischen Institut „Augustinianum“ präsentieren. Bereits jetzt kann man sagen, dass der „Funke“ zwischen der Mehrheits-Fraktion der deutschen Bischöfe und den vatikanischen Behördenleitern nicht gerade übergesprungen ist. Nicht ganz unwichtig wird es sein, wer für die deutsche Medienlandschaft die Deutungshoheit über den Rom-Besuch des deutschen Episkopats gewinnen wird: Bischof Bätzing mit seiner Pressekonferenz oder der Vatikan mit einer möglichen Erklärung aus dem Staatssekretariat. DT/gho
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