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Papst-Primat: Ein gewagter Versuch

Rom will den Primat attraktiver machen – auch in der Ökumene. Eine gespaltene Welt spielt da aber nicht mit.
Papst Franziskus bei der Generalaudienz
Foto: IMAGO/Evandro Inetti (www.imago-images.de) | Der römische Vorschlag ist die typische Frucht eines rastlosen Pontifex, der trotz seiner 87 Jahre noch irgendetwas bewegen will, um Welt und Kirche in Stück weit besser zu machen.

Grundsätzlich ist der vom Vatikan lancierte Vorschlag schon recht prickelnd. In einer von Krisen und Kriegen zerklüfteten Welt dem Bischof von Rom eine herausragende Stellung zu geben, um die Christenheit mit einer Stimme sprechen zu lassen, wenn es um die Nöte und Leiden der Menschen geht, ist überaus aktuell. Rom ist bereit, über den Primat zu sprechen.

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Im Konzert der christlichen Konfessionen sähe er anders aus als innerhalb der lateinischen Kirche, in der der Nachfolger Petri auch einen Jurisdiktionsprimat ausübt. Weltweit, alle christlichen Denominationen umfassen, sollte dagegen der päpstliche Primat eingebettet werden in ein Gleichgewicht von Synodalität, Kollegialität und Primat. Auf der römischen Weltsynode testet der Vatikan derzeit, wie so etwas innerhalb der katholischen Kirche aussehen könnte.

Ein rastloser Pontifex

Auf der anderen Seite sieht das ökumenische Szenario im Augenblick dermaßen zerklüftet aus, dass die gut gemeinte Idee nicht sofort Folgen haben dürfte. Die orthodoxe Welt ist nicht zuletzt wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine tief zerklüftet. Die anglikanische Welt hat sich über die Bischofsweihe der Frauen und moralische Fragen gespalten. Auch innerhalb der katholischen Kirche gärt es wegen der „Frauenfrage“.

Der römische Vorschlag ist die typische Frucht eines rastlosen Pontifex, der trotz seiner 87 Jahre noch irgendetwas bewegen will, um Welt und Kirche in Stück weit besser zu machen. Dazu gehört für Franziskus auch sein Auftritt vor dem G7-Gipfel. Aber die der Welt so sehr fehlende Einheit kann man nicht erzwingen. Es ist eher ein verzweifelter Versuch Roms, Spaltungen zu überwinden. Aber das braucht Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte.

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