In einer Predigt ermutigt der Papst die Katholiken in Indonesien, an ihrem „Traum der Geschwisterlichkeit“ festzuhalten. „Auf das Wort des Herrn hin ermutige ich euch, Liebe zu säen, vertrauensvoll den Weg des Dialogs zu beschreiten und weiterhin Güte und Freundlichkeit zu zeigen – mit dem typischen Lächeln, das euch auszeichnet“, so Franziskus bei der heiligen Messe in der indonesischen Hauptstadt Jakarta hielt. Indonesien ist das erste von vier Ländern, die der Papst im Zuge seiner „Mammutreise“ nach Südostasien besuchen wird.
Fehlschläge mutig ertragen
Im Anschluss an das Evangelium, in dem Jesus Petrus aufträgt, die Netze auszuwerfen. „Das Wort des Herrn darf nicht eine schöne abstrakte Idee bleiben“, mahnt Franziskus. Es fordere uns vielmehr auf unsere Sichtweise zu ändern und unser Herz zu einem Abbild des Herzens Christi verwandeln zu lassen. „Es ruft uns auf, mutig die Netze des Evangeliums mitten im Meer der Welt auszuwerfen, ,das Risiko einzugehen‘, die Liebe zu leben, die er zuvorderst uns gelehrt und vorgelebt hat.“
Franziskus ermuntert die Katholiken, sich nicht von scheinbaren Fehlschlägen entmutigen zu lassen. „Auch von uns wird verlangt, dass wir mit derselben Demut und demselben Glauben des Petrus nicht Gefangene unseres Versagens bleiben und – statt starr auf unsere leeren Netze zu blicken – auf Jesus schauen und ihm vertrauen. Franziskus zitierte angesichts ihres Gedenktages an die Heilige Teresa von Kalkutta: „Wenn wir nichts zu geben haben, geben wir ihm dieses Nichts. Und denk daran: Auch wenn du nichts ernten solltest, werde nicht müde zu säen“.
Besonders an Indonesien appellierte der Papst: „Werdet nicht müde, zu träumen und wieder eine Zivilisation des Friedens aufzubauen! Wagt es immer, den Traum der Geschwisterlichkeit zu träumen!“ Indonesien, das Land mit der drittgrößten muslimischen Bevölkerung, galt lange als moderat und ein Vorbild für den Umgang mit verschiedenen Religions- und Völkergruppen einer Nation. Doch in der letzten Zeit hatten sich auch hier radikale Strömungen manifestiert. Viele erhoffen sich vom Papstbesuch eine Aussöhnung und einen neuen Aufschwung des interreligiösen Dialogs.
Den dunklen Zeiten Geschwisterlichkeit entgegensetzen
So besuchte der Papst im Rahmen eines interreligiösen Treffens auch den „Tunnel der Freundschaft“, einen Durchgang, der die Istiqlal-Moschee und die Kathedrale Jakartas verbindet. „Als Gläubige, die wir verschiedenen religiösen Traditionen angehören, haben wir eine Aufgabe zu erfüllen“, so Franziskus. „Wir müssen allen helfen, den Blick beim Durchqueren des Tunnels auf das Licht zu richten.“ So könne man am Ende des Weges seinen Begleiter als Bruder oder Schwester erkennen, „mit denen wir das Leben teilen“. Den vielen Zeichen der Bedrohung, den „dunklen Zeiten“, sei das Zeichen der Geschwisterlichkeit entgegenzusetzen. Diese müsse den anderen annehmen und seine Identität respektieren. Der Papst forderte deshalb alle Gemeinschaften dazu auf, immer offener für den interreligiösen Dialog zu werden. Franziskus dankte denen, deren „Handlung getragen ist von der Überzeugung, dass man in Harmonie und Frieden leben kann, und die sich der Notwendigkeit einer geschwisterlicheren Welt bewusst sind.“
In der Moschee selbst gewann Franziskus einen wichtigen Verbündeten für den Dialog: Großimam Nasaruddin Umar. In einer gemeinsamen Erklärung rufen sie zum Einsatz gegen Gewalt und Umweltzerstörung auf. Kriege und Konflikte würden leider in vielen Fällen durch eine Instrumentalisierung von Religion genährt. Auch die weltweite Umweltkrise sei zu einem Hindernis für das Zusammenleben der Völker geworden. Religion müsse vor diesem Hintergrund die Würde jedes Menschen fördern und schützen. „Da es eine einzige globale Menschheitsfamilie gibt, sollte der interreligiöse Dialog als wirksames Instrument zur Lösung lokaler, regionaler und internationaler Konflikte anerkannt werden“, heißt es in dem Dokument. Auch Buddhisten, Hindus, Protestanten sowie Vertretern des Konfuzianismus unterstützen das Dokument. Sie alle gehören Indonesiens anerkannten Glaubensgemeinschaften an. DT/sdu (Mit Material von KNA)
Lesen Sie mehr zur Südostasien-Reise von Papst Franziskus in der kommenden Ausgabe der „Tagespost“.