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Benedikt XVI.: Zweites Vatikanisches Konzil war notwendig

Das Zweite Vatikanum sei "nicht nur bedeutsam sondern notwendig" gewesen, so der emeritierte Papst in einem Brief. Allmählich komme dessen positive Kraft zum Vorschein.
Papst Benedikt XVI. sendet ein Grußwort an das Symposium
Foto: Gregorio Borgia (AP) | Papst Benedikt XVI. sendet ein Grußwort an das Symposium der Vatikanischen Stiftung Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. in Steubenville(USA).

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat sich positiv zum Zweiten Vatikanischen Konzil geäußert. In einem am Donnerstag veröffentlichten Grußwort an Pater Dave Pivonka, Präsident der amerikanischen Franziskaneruniversität Steubenville, schreibt Benedikt, das Konzil sei "nicht nur bedeutsam sondern notwendig" gewesen. Zum ersten Mal überhaupt habe sich die Frage einer "Theologie der Religionen" in ihrer Radikalität gezeigt. Dasselbe gelte auch für den Glauben und die "Welt der reinen Vernunft", so der emeritierte Papst in dem Brief, der bereits auf den 7. Oktober datiert ist.

Benedikt: Langsam entfaltet sich positive Kraft des Konzils

Dass diese Themen zuvor nicht behandelt worden seien, erkläre, warum das Zweite Vatikanum die Kirche  zunächst eher zu erschüttern drohte, als dass es ihr eine neue Klarheit für ihre Mission verlieh. "In der Zwischenzeit ist die Notwendigkeit, die Frage nach der Natur und Mission der Kirche neu zu formulieren, allmählich offensichtlich geworden", so Benedikt. "So kommt langsam auch die positive Kraft des Konzils zum Vorschein."

An der Universität Steubenville findet derzeit die Jahreskonferenz der Vatikanischen Stiftung Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. statt. Das Thema der Konferenz ist „Joseph Ratzingers Vision der Kirche und ihre Relevanz für die Herausforderungen der Gegenwart“. 

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Augustins Bild von der Kirche 

In seinem Grußwort betont Papst Benedikt XVI. außerdem, dass es eine große Ehre und Freude für ihn sei, dass sich an der Franziskaneruniversität Steubenville ein internationales Symposium mit seiner Ekklesiologie befasse. Weiter betont der emeritierte Papst die Bedeutung der Entwicklung des Begriffes der Kirche vom mystischen Leib Christi, die ihren Zenit mit Erscheinen der Enzyklika „Mystici Corporis“ erreicht habe. Mit der offiziellen Verankerung, so Benedikt XVI., habe die Vorstellung von der Kirche als mystischem Leib Christi ihren Zenit überschritten und sei kritisch hinterfragt worden.

In dieser Situation, so der emeritierte Papst, habe er seine Dissertation zum Thema "Volk und Haus Gottes in Augustins Kirchenlehre" geschrieben. Der große Augustinerkongress, der 1954 in Paris stattfand, habe ihm die Gelegenheit gegeben, seine Sicht auf Augustins Position in den politischen Wirren der Zeit zu vertiefen. Den mittelalterlichen Augustinus bezeichnet Benedikt XVI. als einen fatalen Irrtum. Aber auch einer vollständigen Vergeistigung des Kirchenbegriffs erteilt der emeritierte Papst in seinem Grußwort eine Absage.

Das Steubenville- Dokument

Pater Pivonka bezeichnete es als ein großes Geschenk für sich persönlich und für die gesamte Universitätsgemeinschaft, eine so herzliche Botschaft des Dankes und der Unterstützung von Benedikt XVI. erhalten zu haben. Der Präsident schrieb auf der Webseite der Universität:"Ich schließe mich ihm an in meiner Hoffnung, dass diese Konferenz große Fortschritte machen wird, wenn es darum geht, die Reichtümer seines Denkens zu erforschen und sie auf die vielen Gelegenheiten anzuwenden, die die Kirche heute bietet."

Konferenzsprecher Peter Casarella, PhD, Professor an der Duke Divinity School, sagte zur Bedeutung dieses Briefes, spätere Gelehrte würden kommen und dieses Steubenville-Dokument, wie er den Brief nannte, zu sehen, wie der emeritierte Papst Benedikt XVI. auch im Alter von 95 Jahren über Kontinuität und Wandel in der gesamten katholischen Tradition nachdenke. DT/pwi/mlu

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