Es geschieht höchst selten, dass ein Bischof dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in aller Öffentlichkeit eine brüderliche Ermahnung zukommen lässt. Der Passauer Bischof Stefan OsterSDB ermannte sich heute Vormittag in der Aussprache und erinnerte den Limburger Bischof Georg Bätzing unaufgeregt im Ton, verbindlich in der Sache, an das Risiko einer Spaltung.
Nimmt Bätzing vorweg, was lange geplant war?
Denn die Ankündigung des DBK-Vorsitzenden Bätzing, weiter mit dem am Donnerstag an der fehlenden Zweidrittelmehrheit der Bischöfe in der Synodalversammlung gescheiterten Grundtext zu Fragen der Sexualmoral weiterzuarbeiten, wirkte, wie Bischof Oster zutreffend bemerkte, als ob der Vorsitzende etwas vorwegnehme, was lange geplant war. Mehr noch: Bätzing zeigte volles Verständnis für alle Mitbrüder, die den gescheiterten Text de facto so behandeln, als habe es kein Votum der Synodalversammlung gegeben und die Agenda feststehe.
Bischof Oster tut sich aus begreiflichen Gründen schwer damit, wenn Bischöfe nun „ihr eigenes Ding“ mit dem Segen des Vorsitzenden machen. Der Alleingang, den das Präsidium stets energisch in Abrede gestellt hat, steht seit heute definitiv im Raum. Bereits unmittelbar nach Bekanntgabe des Votums gestern Abend hatte Bätzing von einer „Übersprungshandlung“ gesprochen und „top down“ angedeutet, in seiner Eigenschaft als Bischof von Limburg weiter mit dem Text zu arbeiten.
Dazu waren weder die diözesanen Gremien konsultiert worden, noch konnte der Limburger Oberhirte argumentativ unterfüttern, wie er dieses Procedere mit den Synodalitätskriterien des Heiligen Vaters in Einklang zu bringen gedenkt. Wird der Vorsitzende zum Wegbereiter eines synodalen Flickenteppichs?
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