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Spanischer Bischof appelliert: Rettet die Erstkommunion!

Die Erstkommunion ermöglicht es den Kindern, Jesu kennenzulernen, schreibt Bischof Luis Argüello von Valladolid in einem Hirtenbrief.
Kinder bei der Erstkommunion
Foto: IMAGO/Dominika Zarzycka (www.imago-images.de) | "Lasst uns die Erstkommunion retten, damit sie am Sonntag gefeiert wird, als ein Tag, an dem die Katholiken zusammenkommen, um den Herrn und das Leben der Kirche zu feiern", appelliert Argüello.

Die Osterzeit schreitet voran, und wir treten nun in den Monat Mai ein. Zu Ostern und im Mai finden in unseren Pfarreien die Feiern der Erstkommunion vieler Kinder statt. Die Kinder werden von der christlichen Gemeinschaft und ihren Familien zur vollen Teilnahme an der Eucharistie geführt, indem sie den Herrn in der Kommunion empfangen. Sie sind auch dazu eingeladen, die brüderliche Liebe in der Kirche zu leben und sie anderen anzubieten.

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Die Erstkommunion ermöglicht es den Kindern, Jesu kennenzulernen. Sie vermittelt ihnen das Wissen, dass er in der Eucharistie gegenwärtig ist, weil er nach seiner Auferstehung etwas so Einfaches wie ungesäuertes Brot zu eigen macht. Die Kinder lernen, dass wir eine ganz besondere Gemeinschaft mit Ihm leben können, indem wir ihn in der Kommunion empfangen. Seit zwei oder drei Jahren bereiten sie sich darauf vor, ihren Glauben an die reale Gegenwart Jesu Christi zu erneuern und zu stärken, den sie in der Kommunion empfangen und anbeten.

Erstkommunion als Einführung in die sonntägliche Eucharistiefeier

Die Feier der Erstkommunion dient auch als Einführung in die sonntägliche Eucharistiefeier, zu der sich das Volk Gottes regelmäßig versammelt. Wir sind das Volk des Sonntags, das die Auferstehung des Herrn feiert und die Fülle des Jüngsten Tages vorwegnimmt. Die Kinder werden in die Teilnahme an der sonntäglichen Eucharistie eingeführt und erfahren so, dass sie Teil der christlichen Gemeinschaft sind. Sie empfangen den Leib Christi und erkennen, dass sie durch die Taufe der Leib Christi sind, dass sie Teil dieses Leibes sind, der die Kirche als Volk unter den Völkern und als Tempel des Heiligen Geistes bildet.

Die Erstkommunionkinder sind eingeladen, am Leben der christlichen Gemeinschaft teilzunehmen. Die Erstkommunion dient dazu, den Kindern bewusst zu machen, dass die Liebe, die sie in der Kommunion empfangen, und die Teilnahme am Leben der Kirche, die das neue Gebot, einander zu lieben, wie Jesus uns liebt, ständig einübt, die Quelle der brüderlichen Liebe und der Nächstenliebe ist. Die Kommunion zu empfangen, die Gegenwart des Herrn in der Eucharistie zu erkennen, bedeutet auch zu verstehen, dass wir aufgerufen sind, die Nächstenliebe zu leben und den Herrn in den Menschen um uns herum zu erkennen.

Aber, liebe Brüder und Schwestern, wir müssen zugeben, dass wir eine „Operation Rettung“ der Erstkommunion durchführen müssen. Denn viele Kinder, wie ich in Gesprächen mit Jungen und Mädchen im dritten oder vierten Grundschuljahr in diesen Wochen der Schulpastoral feststellen konnte, erwarten, dass der Tag der Erstkommunion ein Fest ist, an dem sie viele Geschenke erhalten werden, so dass diese Geschenke das große Geschenk, das Jesus ist, überstrahlen oder in den Hintergrund drängen.

Die Kinder stehen im Mittelpunkt

Seien wir ehrlich: Die Kinder werden nicht eingeladen, an der sonntäglichen Eucharistiefeier teilzunehmen. Sie stehen vielmehr im Mittelpunkt. In Wirklichkeit sind sie es, die durch ihre eigenen Familien andere einladen, so dass die Feiern der Erstkommunion zu einem Ereignis im Leben unserer Pfarreien werden, zu dem viele Menschen von außerhalb kommen, viele Gäste, Verwandte, Freunde. Damit wird die Pfarrgemeinde selbst, die die Kinder einlädt, damit sie in das christliche Leben eingeführt werden, außerordentlich verwässert. Und was können wir über die Nächstenliebe sagen, wenn so viele Familien bei der Organisation der Erstkommunionfeier eine „Mini-Hochzeit“ veranstalten, wenn ich diesen Ausdruck verwenden darf, die für einige von ihnen sogar mit einem außerordentlichen finanziellen Aufwand verbunden ist, so dass es unangebracht oder übertrieben erscheint, von Nächstenliebe als Solidarität mit den Ärmsten zu sprechen.

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In diesem kirchlichen Moment der Wiederbelebung der Sakramente der christlichen Initiation, liebe Kinder, die Ihr in diesen Tagen die Begegnung mit Jesus erleben werdet, liebe Familien und christliche Gemeinschaften, lasst uns die Erstkommunion retten, damit sie wirklich ein einzigartiger Moment der Begegnung zwischen den Kindern und Jesus ist, ohne dass andere Dinge sie ablenken oder sie einladen, einen anderen Schatz zu suchen, einen anderen Ort als den verborgenen Schatz der Liebe Gottes, der im Leib angeboten wird, der im lebendigen Jesus Christus gegeben ist.

Lasst uns die Erstkommunion retten, damit sie am Sonntag gefeiert wird, als ein Tag, an dem die Katholiken zusammenkommen, um den Herrn und das Leben der Kirche zu feiern, die gemeinsam das Vaterunser betet. Machen wir aus unseren Feiern keine „Mini-Hochzeit“, kein übertriebenes Fest, das die Bedeutung, die die christliche Gemeinschaft dem Sonntag und der Feier der ersten heiligen Kommunion gibt, entstellt und abwertet.

Feier im Herzen der christlichen Gemeinschaft

Auf diese Weise haben wir die Möglichkeit, die Kinder einzuladen, die Nächstenliebe mit den Menschen zu leben, die ihnen nahestehen, aber auch mit so vielen Kindern, denen es fern von uns am Lebensnotwendigen fehlt. Natürlich ist es legitim, einen so wichtigen Tag für diese Kinder und ihre Familien zu feiern.

Lasst uns feiern, aber lasst uns diese Feier im Herzen der christlichen Gemeinschaft ansiedeln, mit der Einfachheit einer Feier, die nicht so viel Wert auf äußere Dinge legt, auf das Geld, das wir dafür ausgeben, sondern auf die Freude, zu wissen, dass wir Brüder und Schwestern sind, die von Jesus zur Eucharistie gerufen wurden, von ihm um den Tisch versammelt und gesandt, die frohe Botschaft zu verkünden: Der auferstandene Jesus Christus ist mit uns, wir können eine so innige Beziehung zu ihm leben, dass wir mit ihm Gemeinschaft haben, und er lädt uns ein, aus unserem Inneren heraus brüderliche Liebe und Nächstenliebe gegenüber den Ärmsten zu leben.

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