Der Pilgerweg des Dominikanerordens zur 800-Jahr-Feier steht 2016 unter dem Leitwort: „Weh uns, wenn wir das Evangelium nicht verkündigen!“ (vgl. 1 Kor 9, 16). Es beschreibt präzise das Wirken des bedeutendsten Theologen aus dem Dominikanerorden: Thomas von Aquin wurde um 1225 auf der Burg Roccasicca in Süditalien, dem Stammschloss der Grafen von Aquin, geboren. Sein Geschlecht war nah mit dem Hohenstaufenkaiser Friedrich II. verwandt. Nach fast zehnjähriger Erziehung in Monte Cassino studierte er die freien Künste an der Hochschule von Neapel und nahm dort das Habit des jungen Dominikanerordens.

Wichtige biografische Eckdaten von Thomas von Aquin:
- 1244 schickten ihn seine Ordensoberen zum Studium nach Paris. Doch seine Familie, entrüstet über seinen Eintritt in einen Bettelorden, fing ihn ab und hielt ihn ein Jahr auf väterlichen Burgen gefangen.
- 1245 betrat Thomas erstmals Paris und studierte drei Jahre bei Albertus Magnus. Als dieser zum Generallesemeister der deutschen Ordensprovinz der Dominikaner ernannt wurde, folgte ihm Thomas nach Köln.
- 1252 begann Thomas in Paris seine akademische Lehrtätigkeit, die ihm bald hohen Ruhm verschaffte.
- 1259 kehrte er nach Italien zurück. Zusammen mit Albertus Magnus und anderen entwarf er dort die Richtlinien für das Ordensstudium und schrieb im Zusammenhang mit der Dominikanermission in Spanien die ,,summa contra gentiles“.
- 1261 bis 1264 weilte er als Theologe des päpstlichen Hofes in der Nähe Urbans IV., dem er die Werke ,,catena aurea“, eine Schrifterklärung, und ,,contra errores Graecorum“, eine Arbeit über die griechische Kirche, widmete. Die Berufung zum Erzbischof von Neapel lehnte er ab.
- 1265 wirkt er als Lehrer an der Ordensschule zu St. Sabina in Rom. Hier entstanden die ersten Fundamente zu seinem größten Werk, der ,,Summa Theologiae“.
1269 bis 1272: Der Höhepunkt seines Wirkens
Sein zweiter Aufenthalt in Paris von 1269 bis 1272 bildete den Höhepunkt seines Wirkens. Besonders wichtig war dabei sein Sieg über die von Siger von Brabant geführte Lehrrichtung, die in der Verteidigung der von arabischen Denkern, vor allem von Averroes, verfälschten Philosophie des Aristoteles die Ewigkeit der Welt, die Leugnung der Vorsehung und des freien Willens sowie die Behauptung von der Einheit der intellektuellen Seele in allen Menschen lehrte. Thomas' Einbau der aristotelischen Philosophie in die christliche Lehre ging als ,,Taufe des Aristoteles“ in die Geschichte ein.
Von 1272 an lehrte Thomas wieder in Italien. Doch am 6. Dezember legte er, mitten in der Arbeit an seiner fast vollendeten theologischen Summe, für immer die Feder aus der Hand. Nach dem Grund befragt, erklärte er, alles was er bisher geschrieben habe, erscheine wie Spreu verglichen mit dem, was er – in mystischen Momenten – über göttliche Dinge schauend erkannt habe.
Tod und Heiligsprechung
Vom Papst zum Berater des Unionskonzils zu Lyon berufen, machte er sich, schon kränkelnd, Anfang 1274 auf den Weg. Doch schon am 7. März starb er während der Reise, nachdem er im Zisterzienserkloster Fossanuova bei Terracina Obdach gesucht hatte.
Papst Johannes XXII. sprach Thomas 1323 heilig. 1567 wurde er zum Kirchenlehrer erhoben. Seine Gebeine wurden am 28. Januar 1369 nach Toulouse überführt, dort ruhen sie seit 1974 in der Kirche des Dominikanerklosters Les Jacobins.
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