Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung DIE LETZTEN DINGE

Das Licht, das zur Erkenntnis führt

Der Glaube gibt Antwort auf die großen Fragen des Lebens. Er ist kein Gefühl und auch nicht irrational, sondern gründet in der Offenbarung, die die „letzten Dinge“ zu erklären vermag.
Vor der Taufe erbitten die Eltern für ihr Kind von der Kirche den Glauben
Foto: kb-photodesign via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Vor der Taufe erbitten die Eltern für ihr Kind von der Kirche den Glauben. Der Glaube setzt die Offenbarung voraus und ist die Antwort des Menschen auf den Anruf Gottes.

In wohl kaum einer Zeit herrschte so viel Durcheinander und Verwirrung im Hinblick auf den Glauben wie in unserer Zeit. Wenn Menschen, die sich selbst als „gläubig“ bezeichnen, gefragt werden, was der Glaube ist, sind nur die wenigsten in der Lage, darauf eine hinreichende Antwort zu geben. Der Glaube – so meinen viele – sei etwas ganz Privates, irgendwie nicht so recht greifbar und im Letzten irrational.

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Er sei ein gutes Gefühl, man wisse sich geborgen und auch deswegen sei der Glaube subjektiv. Vor dem Hintergrund dieser Geisteshaltung wird verständlich, warum sich „Gläubige“ mit vorgegebenen Glaubensinhalten immer weniger identifizieren und sich vielmehr von eigenen Vorstellungen leiten lassen. Selbst zentrale Glaubensaussagen, wie die Auferstehung der Toten, Himmel und Hölle, werden nur noch von einer Minorität der Christen angenommen. Vermag der Glaube Antworten zu geben auf die großen Fragen des Lebens?

Gerade dafür steht der Glaube, er ist die „Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht“ (Hebr 11,1). Der Glaube ist kein Gefühl, keine subjektive Meinung oder gar irrational, sondern ein Licht, das einen größeren Horizont erhellt, der ohne dieses Licht nicht erkennbar wäre. Wer sich in einem dunklen Raum befindet, ohne jegliches Licht, wird wenig oder nichts erkennen; sobald ein Licht aufleuchtet, auch wenn es noch so klein ist, werden Umrisse erkennbar. Der Glaube ist einem solchen Licht vergleichbar, und in seinem Licht treten jene Tatsachen zu Tage, die man mit der Vernunft nicht erkennt, und zwar nicht weil sie irrational, sondern weil sie überrational sind.

Die Antwort des Menschen 

Um zu verstehen, wie dieses Licht des Glaubens zur Erkenntnis führt, ist es wichtig, einige grundlegende Dinge in Erinnerung zu rufen: Gott hat sich uns Menschen geoffenbart, davon spricht bereits das Alte Testament, definitiv ist dies in Jesus Christus geschehen als wahrer Mensch und Gott. Diese Offenbarung Gottes ist das eigentliche Licht, wie der Psalm sagt „in deinem Licht schauen wir das Licht“ (Ps 36,10).

Das Licht ist Gott und geht von ihm aus. Der Glaube nimmt es auf, andernfalls wäre er eine Projektion des Menschen, in die alles hineininterpretiert werden könnte. Gott selbst hat die Dunkelheit, die das Leben des Menschen, den Tod und das Leben nach dem Tod umhüllt, erleuchtet. Der Glaube ist daher die Antwort des Menschen auf die Offenbarung Gottes. Diese ist weit mehr als Theorie, sie ist die Annahme Gottes und jener Inhalte, die er uns mitgeteilt hat. Die Enzyklika „Lumen fidei“ sagt: „Der Glaube ist die Antwort auf ein Wort, das eine persönliche Anrede ist, auf ein Du, das uns bei unserem Namen ruft.“

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Der Wahrheit kein Gehör schenken

Weil der Glaube die Annahme der Offenbarung voraussetzt, mahnte schon der Apostel Paulus, diese zu verkünden, ob gelegen oder ungelegen. Er weist darauf hin, dass eine Zeit kommen wird, in der die Menschen die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich ihren Glauben selbst zurechtlegen und der Wahrheit kein Gehör schenken (vgl. 2 Tim 4,2-4). Dies wäre in der Tat kein Glaube mehr, weil das Licht Gottes durch eigene Wunschvorstellungen ersetzt würde; dieser Selbstbetrug setzt an die Stelle geoffenbarter Wahrheiten menschliche Fabeleien. So wenig, wie das ewige Leben selbstgemacht sein kann, so wenig auch der Glaube.

Daher gehört die Annahme Gottes und seiner Offenbarung wesentlich zum Glauben, wodurch die Teilhabe an der Gemeinschaft mit der Kirche entsteht. Der Glaube ist heilsnotwendig, weshalb die Eltern bei der Taufe auf die Frage, was sie von der Kirche Gottes für ihr Kind erbitten, antworten: „den Glauben“. Der Kirche kommt die Aufgabe zu, die Menschen zu Gott und damit zum Glauben an ihn zu führen. Christus ist das Licht der Völker und dieses Licht soll sich auf dem Antlitz der Kirche widerspiegeln, damit die Gläubigen daran Anteil erhalten. Im Zentrum der Botschaft steht die Verkündigung der Auferstehung der Toten (1 Kor 15,14-20).

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