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Münchener Pfarrer organisiert Segnungen in Köln

Am Fuße des Kölner Domes segnete Pfarrer Wolfgang Rothe aus München mit vielen weiteren Geistlichen gleichgeschlechtliche und geschiedene Paare. Katholiken antworteten damit mit Protest und einer heiligen Messe. 
Segnungsottesdienst in Köln
| Mehrere Hundert gleichgeschlechtliche Paare haben sich bei einem „Segnungsgottesdienst für Liebende" vor dem Kölner Dom von Priestern segnen lassen.

Gegen die Bistumsleitung haben zahlreiche Geistliche am Mittwochabend einen „Segnungsgottesdienst für Liebende" vor dem Kölner Dom veranstaltet. Initiator der Veranstaltung war laut einem Bericht des Kölner „Domradio“ der katholische Priester Wolfgang Rothe aus dem Pfarrverband Perlach in München. Er reagierte damit auf den Hinweis von Seiten des Kölner Erzbistums an Pfarrer Herbert Ullmann aus Mettmann im Juli, dass erst auf weltkirchlicher Ebene geklärt werden müsse, ob Segnungsfeiern gleichgeschlechtlicher Paare möglich seien. Nach geltender Lehre ist dies bislang nicht der Fall. Ullmann hatte im März einen „Segnungsgottesdienst für alle sich liebenden Paare“ gefeiert.

Viele Mitbrüder unterstützten Rothe durch ihre Beteiligung an der Segnungsfeier, die jedoch nicht unbestritten blieb: Unweit des Kölner Domes demonstrieren einige Dutzend Katholiken gegen diese Segnungen. 

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Nachdem sich das Erzbistum Köln nach Ullmanns erstmaliger Durchführung von Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare eingeschaltet hatte, rief Rothe via Facebook dazu auf, sich gegen das Erzbistum zu solidarisieren und mit Geistlichen aus anderen Bistümern eine Segensfeier in Köln zu organisieren. Er könne nicht verstehen, warum Köln dem Beschluss des Synodalen Weges zuwiderhandle, der „die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren oder Wiederverheirateten“ empfehle, sagte er gegenüber „Domradio“.

Beteiligte Gesitliche fürchten keine Konsequenzen

Ungeachtet der Vorgabe Roms, wonach gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht gesegnet werden dürfen, da solche Verbindungen „nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet anerkannt werden“, beteiligten sich zahlreiche Seelsorgerinnen und Seelsorger aus dem Erzbistum Köln an der Organisation und der Durchführung der Aktion. Konsequenzen fürchten sie nicht. Eher im Gegenteil: „Wenn liebende Menschen einen Segen erbitten, warum soll ich ihren Wunsch dann nicht erfüllen?“ fragte ein Pfarrer aus Wuppertal. 

Rothe verwies zudem auf die Aktion „Liebe gewinnt“ im Jahre 2021, die ebenfalls ohne Konsequenzen blieb. Wie damals „der kirchlichen Obrigkeit die Möglichkeit“ genommen werden sollte, „Sanktionen auszuüben“, solle es auch in Köln sein. Der Pfarrer, der bereits desöfteren gleichgeschlechtliche oder geschiedene Paare gesegnet hat — der Münchener Kardinal Reinhard Marx ließe ihn gewähren und würde nach eigenem Bekunden selber segnen, wenn er gefragt würde — hofft, dass die Frage, ob von der Kirche verletzte Menschen sich wieder anerkannt und frei fühlen könnten, bei der Weltsynode in Rom diskutiert würde und setzte hinzu: „Wir zeigen heute in Köln, wie es geht!“

"Das ist eine Spannung, die wir aushalten müssen“

Die Kölner Bistumsleitung steht dieser Aktion kritisch gegenüber. Generalvikar Monsignore Guido Assmann erklärte, jeder Mensch könne gesegnet werden, unabhängig von der sexuellen Orientierung, aber nicht gleichgeschlechtlichen Beziehungen, „weil sie mit der Ehe dann gleichgestellt würden“. Das Unverständnis darüber, dass die Kirche zwar Autos, Tiere oder Bauzäune aber keine homosexuellen Paarbeziehungen segnet, könne er nachvollziehen. „Das ist eine Spannung, die wir aushalten müssen.“

Indessen protestierten unweit des Domes Katholiken mit einem Transaparent mit der Aufschrift „Bleiben wir katholisch“ gegen die Segnungen. Außerdem beteten sie in der gut besuchten Abendmesse, zu der die Protestler im Vorfeld des Segnungsaktion über die Sozialen Netzwerke aufgerufen haben, für Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki und das Erzbistum .  DT/dsc

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