Die Kirchenaustritte sind ein Dauerthema des Stuttgarter Katholikentags. Wie viele Chancen im deutschen Katholizismus stecken, zeigte sich am Christi Himmelfahrtstag aber andernorts.
Beispiel Neviges: Die Leitung des Marienwallfahrtsorts bei Wuppertal hatte zu einer Familienweihe eingeladen, und viele junge Familien unterschiedlicher Muttersprache mit Kindern kamen. Die Kraft der Volksfrömmigkeit, die überzeugende geistliche Leitung der aus Frankreich stammenden Priestergemeinschaft St. Martin und der Einsatz vieler Ehrenamtlicher ließen die Pilger etwas erleben, was seit Corona ausgestorben schien: ein großes katholisches Fest.
Der Dom ist voll, die Stimmung prächtig
Als Ortsbischof Kardinal Rainer Woelki nachmittags zum Pontifikalamt erschien, war der Nevigeser Dom voll und die Stimmung prächtig. Selbst Fernsehzuschauern ging die empathische Begrüßung von Pfarrer Abbé Thomas Diradourian unter die Haut, der dem Kardinal zusagte: „Auf uns können Sie zählen“. Und stehende Ovationen für den Ortsbischof zum Abschied waren ein Signal, das nach dem Mediengetöse um den „Fall Köln“ nicht überhört werden sollte.
An Pfingsten ist Kardinal Woelki seit hundert Tagen wieder in seiner Bischofsstadt. Das Erzbistum hat gute Chancen, wieder zueinander zu finden, denn es gibt in allen Regionen eine Basis aufrichtiger Gottsucher. Diese Gläubigen lassen sich von Kampagnen nicht beirren und wollen ihren Glaubensweg mit der Kirche gehen. In Neviges leuchtete dieses oft übersehene Gesicht der Kölner Ortskirche einmal eindrucksvoll auf.
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