Der Kölner Weihbischof Dominik Schwaderlapp hat sich erneut dankbar für die Entscheidung des Papstes gezeigt, sein Rücktrittsangebot nicht anzunehmen und ihm stattdessen eine einjährige Auszeit in Kenia zu gewähren. Er sehe darin den Auftrag, in einer „guten, erneuerten Weise“ voranzugehen, so Schwaderlapp im Gespräch mit dem Portal „domradio.de“.
Schwaderlapp räumt "deutliche Defizite" ein
Nachdem das Gutachten des Kölner Strafrechtlers Björn Gercke ihm im März mehrere Pflichtverstöße im Umgang mit Missbrauchsfällen nachgewiesen hatte, war Schwaderlapp von Kardinal Woelki zunächst von seinen Aufgaben als Weihbischof entbunden worden, ehe er Papst Franziskus seinen Amtsverzicht anbot. Was ihn in diesem Zusammenhang „bedrückt und beschämt“ habe, sei die Tatsache, „dass ich nach meiner Auffassung als Seelsorger nicht genügt habe, versagt habe“. Er habe das Leid von Verletzten nicht nahe genug an sich herankommen lassen, so Schwaderlapp. „Ich habe mit dafür gesorgt, dass so gut es ging, Fälle bearbeitet wurden. Da sind Fehler passiert, aber es wurde auch das Bemühen anerkannt.“
Ein Gutachten wie das im Erzbistum Köln vorgelegte erfasse jedoch nicht, „dass ich eben auch einen Selbstanspruch als Seelsorger habe – und der ist mir da klar geworden“. Schwaderlapp räumte selbst „deutliche Defizite“ ein. Er sehe es als „eines der Schlüsselprobleme oder Schlüsselherausforderungen“ der Kirche, „dass wir nah an den Menschen sind und dass wir als Priester auch wirklich Seelsorger sind“.
Da er seit März von seinen bischöflichen Aufgaben freigestellt worden sei, jedoch nicht als Priester, habe er seitdem bereits versucht, im Rahmen seiner Tätigkeit als Domkapitular und darüber hinaus „wirklich als Seelsorger zu wirken“. Dazu gehörten Gebetsleben, Studium und Gespräche, auch mit Betroffenen von sexuellem Missbrauch. „Das hat mich sehr bereichert und auch innerlich vorangebracht.“
Mit verändertem, erweitertem Blick zurückkommen
Der Wunsch, wieder als Seelsorger zu arbeiten, habe ihn letztlich dazu bewogen, für eine gewisse Zeit in Kenia als einfacher Priester zu wirken, betonte Schwaderlapp. „Das wieder neu zu entdecken, zu vertiefen, meine eigene Berufung zu vertiefen und damit auch meinen Dienst zu verbessern, das war eigentlich das motivierende Moment, zu überlegen, ist es nicht gut, einen Dienst in der Weltkirche zu tun?“
Auf die Frage, was er sich von seiner Zeit in Kenia erhoffe, meinte Schwaderlapp: „Ich erhoffe mir, dass ich da innerlich wachse, dass sich mein Horizont erweitert, dass ich andere Gesichtspunkte, die ich bisher nicht so im Blick hatte, kennenlerne und dann mit einem veränderten, erweiterten Blick auch wieder zurückkomme.“
Schwaderlapp wird am 16. Oktober nach Kenia aufbrechen. Seine Freistellung endet nächstes Jahr am 31. Juli. DT/mlu
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