Serbiens Orthodoxie wirbt für Frieden und Versöhnung. Wörtlich sagte das Oberhaupt der Serbisch-Orthodoxen Kirche, Patriarch Porfirije, bei seinem Besuch in Wien am Freitag: „Man kann frei sagen, dass der Krieg in der Ukraine eine tiefe Wunde im Leib der Orthodoxen Kirche aufgerissen hat.“
Kirchenstreit: Ganz auf der Seite Moskaus
Im jahrelangen Streit zwischen dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und dem Moskauer Patriarchat um die gespaltene Orthodoxie in der Ukraine und um das Recht, eine hierarchische und kanonische Unabhängigkeit (Autokephalie) zu verleihen, stellte sich Porfirije jedoch ganz auf die Seite Moskaus: Die serbische Orthodoxie sehe in der „Ukrainisch-Orthodoxen Kirche“ (UOK) unter dem Vorsitz von Metropolit Onufrij „die einzige kanonische und rechtmäßige orthodoxe Kirche in der Ukraine“. Damit bestreitet der serbische Patriarch die Rechtmäßigkeit der vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios errichteten autokephalen „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ (OKU) unter Führung von Metropolit Epifanij.
Mit dem Krieg Putins will der serbische Patriarch offenbar aber nichts zu tun haben: „Die Serbisch-Orthodoxe Kirche übernimmt in diesem Konflikt nicht die Aufgaben des Staates und fällt entsprechend kein Urteil in Fragen des Völkerrechts, sondern versucht, soweit es in ihrer Macht steht, zu versöhnen und zu vereinen und dazu beizutragen, dass der Krieg so schnell wie möglich endet und die Kriegswunden geheilt werden.“
Zu offener Kritik an der Moskauer Kirchenführung, die zum ideologischen Stichwortgeber des Kreml wurde, war Porfirije bei seinem Besuch in Wien nicht bereit. Er betonte vielmehr, dass seine Kirche „die eucharistische Gemeinschaft sowohl mit dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel als auch mit dem Moskauer Patriarchat“ unterhalte. Obwohl diese untereinander keine Gemeinschaft mehr pflegen. DT/sba
Lesen Sie einen ausführlichen Bericht über den Wien-Besuch des serbisch-orthodoxen Patriarchen in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".