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Rodheudt: Klarstellung zu „alter Messe“ „zynisch und schwer übergriffig“

Mit „Traditionis custodes“ sei vielen Gläubigen ihre kirchliche Heimat „auf eine brutale Weise“ genommen, meint Pfarrer Guido Rodheudt. Nun sieht er die Bischöfe am Zug.
Gottesdienst der Traditional Latin Mass Society in San Francisco.
Foto: Traditional Latin Mass Society | Skeptisch bewertet Pfarrer Rodheudt das Argument der römischen Gottesdienstkongregation, mit dem Erlass zur "alten Messe" die Einheit der Kirche fördern zu wollen.

Der Pfarrer von St. Gertrud in Herzogenrath, Guido Rodheudt, hat die neuerlichen Einschränkungen der überlieferten römischen Liturgie kritisiert. Als jemand, der zu 90 Prozent im Novus Ordo zelebriere, und der sich seit 14 Jahren als Pfarrer erfolgreich bemühe, die erneuerte Liturgie durch ihre Feier im Licht der in der „alten Messe“ sichtbaren Tradition seelsorglich fruchtbar zu machen, empfinde er das päpstliche Vorgehen als zutiefst zynisch und als schwer übergriffig, erklärte der Geistliche auf Anfrage dieser Zeitung.

Entwicklung schadet "Seelen vieler Gläubigen"

Aus seiner Sicht schade die Entwicklung den Seelen vieler Gläubigen, deren kirchliche Heimat – die sie nicht selten durch die Begegnung mit der „alten Messe“ überhaupt erst gefunden haben – ihnen nun „auf eine brutale Weise“ genommen sei. Skeptisch bewertet Pfarrer Rodheudt das Argument der römischen Gottesdienstkongregation, die Einheit der Kirche fördern zu wollen. Unter der Vorgabe, die Einheit der Kirche zu fördern und zu bewahren, werde diese Einheit durch die Trennung von ihrem vornehmsten und im Kult gegebenen Ort inkarnierter und dennoch zeitüberhobener Wahrheit zerstört.

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Der Verweis des Papstes auf den in der nachkonziliaren Liturgie angeblich einzigartig verwirklichten eindeutigen Ausdruck von Einheit und Wahrheit „vermag jeder, der sich eine Restwahrnehmung der Wirklichkeit bewahrt hat, nur mit Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen“, so der Geistliche wörtlich. Denn die die Einheit der Kirche habe durch nichts so schwer gelitten wie durch die Vielgesichtigkeit ihrer liturgischen Praxis. Es gebe eben nicht „die“ neue Messe. „Es gibt zahllose, weil die Liturgie als Schutzraum für den Glauben dem Subjektivismus preisgegeben worden ist“ äußerte er.

Bischöfe müssen als "gute Hirten" wirken

Rodheudts Auffassung nach sei diese Tatsache nicht zuletzt ausschlaggebend für den Gedanken der „Reform der Reform“ gewesen, „mit dem Papst Benedikt XVI. weniger den liturgischen Frieden zwischen „Anhängern“ der einen oder anderen Seite herstellen wollte als viel mehr den Frieden zwischen den seit langer Zeit widerstreitenden Gesetzmäßigkeiten des Glaubens und des Betens, also zwischen Glaube und Kult.“ Pfarrer Rodheudt sieht nun die Bischöfe am Zug. Wie mit den neuen Vorgaben nun seitens der Gläubigen und Priester umgegangen werde, bleibe abzuwarten. „Viel hängt nun an den Bischöfen und ihrer Emphase des Guten Hirten“ ab, sagte er.

 Der Vatikan hatte am Wochenende eine Klarstellung zum päpstlichen Motu proprio „Traditionis custodes“ veröffentlicht, in dem Papst Franziskus im Sommer die von seinem Vorgänger Benedikt XVI. gewährten Freiheiten für die überlieferte römische Liturgie stark eingeschränkt hatte.
 
Mit dem am Samstag veröffentlichten Schreiben, sogenannten „Responsa ad dubia“ (Antworten auf Zweifel), reagierte der Vatikan auf mehrere Anfragen zur ordnungsgemäßen Umsetzung der neuen Regeln für den Gebrauch der „Alten Messe“. In dem an die Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenzen weltweit gerichteten Dokument wird bekräftigt, dass Papst Franziskus mit „Traditionis custodes“ die „ordentliche Form“ der Messe als „einzige Ausdrucksweise“ des Römischen Messritus festgelegt habe. Unterzeichnet ist die Klarstellung vom englischen Kurienerzbischof Arthur Roche, der auch Präfekt der Gottesdienstkongregation ist.

"Alte Messe" nur noch unter außergewöhnlichen Umständen

Demnach darf der außerordentliche Ritus, den der emeritierte Papst Benedikt XVI. im Jahr 2007 noch weitgehend erlaubt hatte, nur noch unter besonderen Umständen zelebriert werden. Roche nannte in dem Schreiben das Ziel, „das Geschenk der kirchlichen Gemeinschaft zu bewahren“. Die Bischöfe forderte er auf, „unnütze Streitereien“ zu vermeiden, „bei denen das Rituelle oft für ideologische Ansichten instrumentalisiert“ werde. Gleichzeitig betonte er, dass Diözesanbischöfe unter gewissen Umständen die Feier der „Alten Messe“ gestatten dürfen. „Jedoch nicht in den Pfarrkirchen, und ohne neue Personalpfarreien zu errichten“, heißt es in der erläuternden Note.  DT/reg/mlu

Lesen Sie weitere Hintergründe zur Klarstellung zum Motu proprio "Traditionis custodes" in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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