Die Verantwortlichen für die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Paris dürften vom heftigen Gegenwind überrascht gewesen sein, der ihnen nach der Ausstrahlung ihrer hyperwoken Inszenierung entgegenschlug. Das letzte Abendmahl als bacchantisches Gelage der LGBTQ-Bewegung – das ging nicht nur gläubigen Christen, sondern all jenen zu weit, die von den Auswüchsen dieser Ideologie genug haben.
Neben einigen US-Bischöfen, darunter Bischof Robert Barron, meldete sich auch die Französische Bischofskonferenz schnell zu Wort und prangerte die Szenen an, „in denen das Christentum verspottet und verhöhnt wurde“. Auch Stefan Oster, der Sportbischof der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), beklagte unmittelbar nach Ausstrahlung das „queere Abendmahl" als einen „Tiefpunkt". Später bekräftigte Oster seine Kritik nicht nur, sondern wurde grundsätzlich: Die Pariser Inszenierung mit Transgender-Modellen und Drag-Queens mache deutlich, „wie sehr es im kulturellen Diskurs letztlich um die Aushöhlung des christlichen Menschenbildes geht“.
Zurückhaltung bei der DBK
Der Aufschrei war so groß, dass selbst die sonst eher um Anpassung an die Welt bemühte DBK per Pressemitteilung an die Öffentlichkeit trat. Dennoch kam die Verlautbarung recht handzahm, ja fast verschämt daher. Nachdem man betont hatte, dass man „künstlerische Freiheit“ und die „Vielfalt der Ausdrucksformen“ respektiere, schrieb man Folgendes: „Kritische Anmerkungen halten wir jedoch für angebracht und notwendig, wenn die Darstellungen zentrale Elemente unseres Glaubens und auch anderer Religionen berühren und das religiöse Empfinden der Gläubigen auf massive Weise verletzt wird.“
So erfreulich es ist, dass sich die DBK überhaupt äußert, so bezeichnend ist es, dass sie sich offenbar genötigt fühlt, zur Rechtfertigung ihrer Kritik auf die religiösen Gefühle anderer Religionen Bezug nehmen zu müssen. Warum nicht einfach die blasphemische Verhöhnung Christi und jenes Abends, in der das Sakrament der Eucharistie eingesetzt wurde, in aller Deutlichkeit und Direktheit verurteilen? Gefragt wäre freilich keine künstliche Empörung, kein moralisches Aufplustern, sondern der authentische Ausdruck der Überzeugung, dass Gott seiner nicht spotten lässt und die wohl schlimmste Sünde, die ein Mensch begehen kann, die Gotteslästerung ist.
Verstellung hinterm Regenbogen
Gotteslästerlich war übrigens nicht die Nachstellung des Abendmahls als solche, sondern, wie Bischof Oster richtig erkannt hat, seine „queere“ Umdeutung. Die rechtliche Gleichstellung von Menschen mit homosexuellen Neigungen ist im Westen längst Realität. Daher darf sich die Kirche mit Blick auf die gegenwärtige LGBTQ-Bewegung keinen Bären aufbinden lassen. Der sechsfarbige Regenbogen – in dem übrigens gerade das marianische Himmelblau der „Pace“-Fahne fehlt – ist zu einem Herrschaftssymbol für sexuelle Ausschweifung, Unordnung und Verwirrung geworden, unter der inzwischen insbesondere Kinder und Frauen zu leiden haben.
Leider lässt die Kirche in Deutschland schon seit längerem eine klare Kante gegen die LGBTQ-Ideologie vermissen. Stattdessen toleriert, ja hofiert sie das Treiben sogar. Die Beispiele sind schier endlos. Man denke nur an die vielen Kirchengemeinden, die während des „Pride Month“ Juni – eigentlich der Monat, den Katholiken der Herz-Jesu-Verehrung widmen sollten – vor ihren Gotteshäuser die Regenbogenflagge hissen; die Duldung „Queerer Theologie“ an katholischen Fakultäten und Diözesan-Verlagen; Veranstaltungen wie „God meets Gays“ neulich in Köln oder auch die Tatsache, dass sich die DBK inzwischen einen eigenen Queer-Bischof leistet.
Es bleibt zu hoffen, dass die Geschehnisse von Olympia das deutsche Episkopat wachrütteln, sich nicht weiter einer Ideologie an den Hals zu werfen, die für Christus nur Hohn und Spott übrighat.
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