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„Geistliches Schwarzbrot statt verdünntes Evangelium“

Die Kirche in Deutschland stirbt, berichten Medien und Kirchengemeinden. Wieso zieht dann ein dem Gebet gewidmetes Wochenende hunderte, oftmals junge Menschen an?
Adoratio 2025
Foto: Adrian Rodrigues | Die St.-Anna-Basilika in Altötting platzte am Wochenende fast aus allen Nähten, so viele Gläubige nahmen am Adoratio-Kongress teil.

Anbetung, das ist die direkte Begegnung mit Gott. Wo Anbetung ist, da entsteht etwas Neues. Wo man Gott in Wahrheit begegnen kann, dort kommen die Menschen, dort stirbt die Kirche nicht. Das zeigte sich beim sechsten Adoratio-Kongress, der am Wochenende in Altötting stattfand. Immer wieder kam durch, dass junge Menschen sich in der Kirche nach „geistlichem Schwarzbrot“ sehnen, nach der Präsenz Gottes. Einige Beweise: Workshops wie „24/7 Anbetung in der Pfarrei – Wie geht das?“ oder auch „Was macht den Rosenkranz besonders?“ waren dort schon im Vorfeld ausgebucht. Die große Wallfahrtsbasilika platzte fast aus ihren Nähten, ob beim Anbetungsabend mit Beichtgelegenheit bei 40 Priestern oder bei heiligen Messen. 

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Alle Altersklassen waren anwesend, vor allem Menschen unter 35. Auch junge Ordensschwestern, die Teilnehmer teils mit Erstaunen, aber meistens mit großem Interesse und Freude begrüßten. Die Botschaft der Predigten und Vorträge war im Kern immer dieselbe: Geht zu Anbetung, geht zu Gott. Dann kommt alles in die richtige Ordnung und auf die richtige Spur, dann können Menschen heiler und sie selber werden und mehr von dem verheißenden Leben in Fülle kosten. Gott selber ist es, der die Kirche anziehend macht. Das sieht man in Passau, wo unter anderem die Focus-Missionare immer wieder Studenten zur eucharistischen Anbetung einladen und wo die Studentengemeinde wächst. Das sieht man in Frankreich, wo die Idee von Adoratio ihren Ursprung hat und sich an diesem Ostern knappe 18.000 Menschen taufen ließen. Das sieht der Pfarrer Daniel Lerch in seiner Münchner Pfarrei, wo immer mehr junge Menschen sich der Anbetungsgruppe anschließen.

„Gott geht es um Dich"

Freudige Gesichter, ausgelassene Stimmung, herzliche Wiedersehen: Die Atmosphäre bei Adoratio hatte etwas Hoffnungsvolles. Etwas, was nicht aus den Umständen unseres Lebens kommt, sondern aus der Begegnung mit Gott. Die Kirche hat mehr zu bieten als „gerechte, gewaltfreie und nachhaltige Lebensbedingungen“ und eine „starke Stimme für Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung“, wie manche katholische Vereinigung es sich auf die Fahne schreiben mag. Gute Lebensbedingungen sind natürlich wichtig. Doch wer Gott hat, der bekommt sie obendrein, denn, wie Bischof Oster sagte: „Es geht um Ihn. Doch je mehr es um Ihn geht, desto mehr wirst du spüren, dass es Ihm um Dich geht.“

Adoratio in Altötting machte deutlich: Die Kirche hat Zukunft, auch in Deutschland. Dort, wo sie Christus in der Eucharistie in den Mittelpunkt stellt. Auch, wenn Gemeinden schließen und Bistümer sich umstrukturieren müssen. Dann ist es „wie bei einem Waldbrand: Die alten, großen Bäume müssen absterben, damit die kleinen, jungen Bäume Licht bekommen und wachsen können“, wie Pfarrer Daniel Lerch sagte. Die jungen Bäume, das sind auch die Christen, die Gott in der Anbetung suchen.

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