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Pontifikalamt zu Pfingsten in Maria Vesperbild

Kein Produkt, sondern ein Geschenk. Die Gabe des Heiligen Geistes kann man nur erbitten. Sie zu bekommen, ist Gnade.
Weihbischof Graf zu Stolberg feierte ein festliches Pontifikalamt  in Maria Vesperbild.
| Weihbischof Graf zu Stolberg feierte ein festliches Pontifikalamt zu Pfingsten in Maria Vesperbild.

In London war es eine Krönung, in München eine Adelshochzeit und in Maria Vesperbild ein Pontifikalamt. Alle diese Orte hatten trotz unterschiedlicher Anlässe dieses Jahr eines gemeinsam: Sie hatten hohen adeligen Besuch! Der diesjährige Zelebrant des pfingstlichen Pontifikalamtes, Rupert Graf zu Stolberg, Weihbischof aus dem Erzbistum München und Freising, der dem alten deutschen Hochadel entstammt, ist hier sicher dazuzurechnen. Der eigentliche Fürst war aber wohl, und daran ließ der Celebrans und Prediger keinen Zweifel, der Fürst des Friedens bzw. am Hl. Pfingstfest vor allem der „spiritus principalis“, der „fürstliche Geist“ oder der Geist der Leitung.

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Vorpfingstliche Kirche 

Dabei sah es, so zu Stolberg, nach der Kreuzigung, als die Jünger verängstigt und niedergeschlagen waren, gar nicht positiv aus; ebenso herrschte wohl auch Unsicherheit nach der Himmelfahrt Jesu. Nach und nach wurden aber nach dem Pfingstfest die Christen als Minderheit zum Sauerteig; „Totgesagte leben bekanntlich länger“. 

Nun scheine die Kirche aber gerade wieder an so einem vorpfingstlichen Punkt angekommen zu sein: Ratlosigkeit, Diskussionen, öffentlicher Streit und eine moderne Zeit, die anderen Formen von Religiosität suche. Viele Probleme seien kirchlicherseits hausgemacht, einige aber auch den gesellschaftlichen Umständen geschuldet. Wie solle man den heutigen Menschen ansprechen, wie könne man wieder ein „neues Pfingsten“ schaffen? 

Bereits hier habe sich, so der Münchner Weihbischof, ein Denkfehler eingeschlichen, denn sobald wir vom „Machen“ in der Kirche spreche, sei bereits eine Schieflage eingetreten. Denn „machen“ könnten wir nichts, nur darum bitten und uns beschenken lassen. Daher seien drei Punkte wichtig: Alle, Klerus und Laien, sollten wieder mehr eine Kirche sein, die auf Jesus Christus schaut, eine betende Kirche, die sich dem Geist Gottes öffnet, um wieder pfingstlich zu sein. Das sei das Wesentliche, um ein „neues Pfingsten“ erwarten zu können.

Das Sprachenwunder

Den zweiten Punkt formulierte Graf zu Stolberg im Hinblick auf ein Bild von Kirche, das der ehemalige Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, geprägt habe: Um zu fliegen, brauche es zwei Flügel. Dies könne man auf die verschiedenen Strömungen innerhalb der Kirche beziehen. Um die Menschen heute anzusprechen, brauche es beide Flügel. 

Allerdings müssten trotz aller legitimer Verschiedenheit die Flügel dennoch einen gemeinsamen Rhythmus finden, um wirklich fliegen zu können, ohne jedoch für den heutigen Menschen „abgehoben“ zu sein. Auf die zweite Lesung aus dem 1. Korintherbrief bezogen, führte der Bischöfe Gast weiter aus, daß man sich seine Stellung innerhalb der Kirche nicht gebe, sondern sie eine Gabe und ein Dienst sei, die jedem zugeteilt werden.

Das Sprachenwunder der Lesung sei der dritte Punkt, an dem die Kirche zu arbeiten habe. Man müsse die Sprache des heutigen Menschen verstehen und sprechen lernen. Was sage den Menschen von heute z.B. die Wörter „Gnade“ und „Erlösung“? Dabei dürfe man aber nichts einebnen, schönreden oder „kantige Stellen des Evangeliums glätten“, sondern das Evangelium zur Geltung bringen.

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Auf das Wesentliche schauen

Die Klammer um diese drei Punkte sei nun Maria, so zu Stolberg, die Frau, die zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten die Jünger bei aller Unsicherheit „beieinander gehalten hat“, damit diese „Mannsbilder“ nicht in den blinden Aktionismus verfallen konnten, sondern immer wieder sich im Gebet auf das Wesentliche konzentrieren. Hierbei solle sie uns Vorbild und Fürsprecherin sein.

Dies wurde nach der Hl. Messe, wie in Maria Vesperbild üblich traditionell und volksfromm zugleich, sofort in die Tat umgesetzt, als nach der Segnung der Kerzen, die marianische Lichterprozession durch den „Dom der Natur“ ging, flankiert von zahlreichen bekannten, beliebten und beinahe von allen Gläubigen auswendig gekonnten Mariengesängen und -gebeten. Begleiteten wurde der Zug auch von kommunalpolitischen Persönlichkeiten, einer Abordnung des „Ritterordens vom Hl. Grab zu Jerusalem“ und als Herzstück die schön geschmückten Herz-Mariä-Statue.

Ziel der Prozession ist die in der Region sehr beliebte und stets frequentierte Fatima-Grotte. Dort bedankte sich Wallfahrtsdirektor Msgr. Erwin Reichart bei allen Helfern und Gläubigen, nicht zuletzt bei dem hohen Gast. Dieser zeigte sich am Schluss sehr angetan vom Wallfahrtsort. Man merke, daß er eine „Ort des Gebetes sei“, der aber immer wieder auch „eingebetet“ werden müsse; eben ganz so wie damals am Pfingstfest mit den Jüngern um Maria geschart.

Papsthymne zum Schluss

Statt „God Save the King” wurde im Anschluß an den Pontifikalsegen allerdings die Papsthymne intoniert, um die Verbundenheit mit dem Hl. Petrus auszudrücken, der an der Seite Mariens an Pfingsten den Hl. Geist erbeten hat. Dies ist auch ein Brückenschlag zum nächsten Bischöfe Gast, der an Mariä Himmelfahrt bereits zum zweiten Mal Maria Vesperbild besuchen wird: Erzbischof Georg Gänswein, der ehemalige Privatsekretär des jüngst verstorbenen Papst Benedikt XVI. 

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