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Papst im Kongo: Kein Platz für Gewalt und Hass

In seiner ersten Ansprache in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa rief Franziskus zum Ende von Ausbeutung und Gewalt auf. Er komme als „Pilger der Versöhnung“.
Papst Franziskus und Felix-Antoine Tshisekedi Tshilombo, Präsident von Demokratische Republik Kongo
Foto: Gregorio Borgia (AP) | 31.01.2023, Demokratische Republik Kongo, Kinshasa: Papst Franziskus (Ml) und Felix-Antoine Tshisekedi Tshilombo, Präsident von Demokratische Republik Kongo (r), kommen zu einem Treffen mit Behörden, den Bürgern und ...

Papst Franziskus hat die Demokratische Republik (DR) Kongo als einen „Kontinent im großen afrikanischen Kontinent“ bezeichnet, und als eine reichhaltige und vielfältige „Lunge“, der aber eine Geschichte gegenüberstehe, die „nicht ebenso großzügig gewesen“ sei. So äußerte sich der Papst am Dienstagnachmittag in seiner ersten Ansprache in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa im Garten des „Nationalpalasts“ vor Vertretern der Regierung, der Zivilgesellschaft und vor dem Diplomatischen Korps. Die DR Kongo leide weiterhin „unter Konflikten und Zwangsmigration sowie unter schrecklichen Formen der Ausbeutung, die des Menschen und der Schöpfung unwürdig sind.“ Franziskus bezog sich dabei auf den Genozid, den der Staatspräsident in seiner Grußansprache genannt hatte.

"Wirtschaftlicher Kolonialismus" durch "Gift der Habsucht"

Er komme als „ein Pilger der Versöhnung und des Friedens“, so der Papst. Mit dem Bild eines Diamanten – denn in Kongo gebe es „die normalerweise seltenen Diamanten im Überfluss“ – möchte er die Kongolesen daran erinnern, „dass ihr von unschätzbarem Wert seid, dass die Kirche und der Papst auf euch vertrauen, dass sie an eure Zukunft glauben, an eine Zukunft, die in euren Händen liegen möge und in die ihr eure Gaben der Intelligenz, des Scharfsinns und des Fleißes einzubringen verdient.“ Deshalb sprach er ihnen Mut: „Steh wieder auf, nimm wie einen reinen Diamanten in deine Hände zurück, was du bist, deine Würde und deine Berufung, die Heimat, die du bewohnst, in Harmonie und Frieden zu bewahren.“ Gewalt und Hass dürften keinen Platz mehr haben, „denn sie sind menschenfeindliche und antichristliche Gefühle, die die Entwicklung lähmen und uns in eine dunkle Vergangenheit zurückführen“.

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Da Gift der Habsucht habe nach dem politischen Kolonialismus einen „wirtschaftlichen Kolonialismus“ entstehen lassen, die Diamanten seien Blutsdiamanten geworden. In diesem Zusammenhang appellierte Papst Franziskus an die internationale Gemeinschaft, die vor diesem Drama „oft Augen, Ohren und Mund verschließt“. Die Welt „ möge sich an die Katastrophen erinnern, die im Laufe der Jahrhunderte zum Schaden der Bevölkerung dort verursacht wurden, und sie möge dieses Land und diesen Kontinent nicht vergessen.“ Die Welt dürfe sich nicht „an das Blut gewöhnen, das seit Jahrzehnten in diesem Land fließt und Millionen von Toten fordert, ohne dass viele es wissen“. Deshalb begrüße er die laufenden Friedensprozesse. 

In die Bildung von Kindern investieren

In die Zukunft investieren, heiße auch in die Bildung von Kindern zu investieren: „Aber viele Kinder gehen nicht zur Schule: Wie viele werden ausgebeutet, statt eine würdige Ausbildung zu erhalten! Zu viele sterben, weil sie in den Minen Sklavenarbeit verrichten müssen.“ Es dürften keine Mühen gescheut werden, „um die Geißel der Kinderarbeit anzuprangern und ihr ein Ende zu setzen.“ Die jungen Menschen seien die Hoffnung. Weil die DR Kongo „eine der größten grünen Lungen der Welt“ beherberge, spiele das Land ebenfalls eine große Rolle bei der „Bewahrung der Schöpfung“, beim „Schutz der Umwelt“.

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Der Heilige Vater schloss seine Ansprache mit der Aufforderung: „Im Namen Christi, der der Gott der Hoffnung ist, der Gott aller Möglichkeiten, der immer die Kraft zum Neubeginn gibt, im Namen der Würde und des Wertes der wertvollsten Diamanten dieses herrlichen Landes, die seine Bürger sind, möchte ich alle zu einem mutigen und inklusiven sozialen Neubeginn einladen.“

Privates Gespräch mit kongolesischem Staatspräsident

Am Dienstagnachmittag war der Papst in Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, gelandet. Auf dem Hinflug bat Franziskus die ihn begleitenden 75 Journalisten aus zwölf Ländern beim Überfliegen der Sahara um ein stilles Gebet für „alle Personen, die sie auf der Suche nach ein bisschen Wohlergehen, ein bisschen Freiheit, überquert haben und es nicht geschafft haben“.

Nachdem Franziskus am Flughafen vom Premierminister Jean-Michel Sama Lukonde Kyenge empfangen worden war, begab er sich zum Palais de la Nation, wo ihn Staatspräsident Félix Antoine Tshisekedi Tshilombo willkommen hieß. Anschließend kamen der Heilige Vater und der kongolesische Staatspräsident zu einem privaten Gespräch zusammen.

Auf seiner 40. Auslandsreise besucht Papst Franziskus im Rahmen einer sechstägigen Reise die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan. Der Kongo-Teil der Reise steht unter dem Motto „Alle versöhnt in Jesus Christus. Von den etwa 92 Millionen Einwohner der DR Kongo sind etwa die Hälfte Katholiken. Damit ist der Kongo das Land mit der größten Katholikenzahl in Afrika – weltweit steht es an siebter Stelle. 

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