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Kardinal Matteo Zuppi auf Mission in Moskau

Nach dem Putschversuch trifft der Gesandte des Papstes in Russland ein.
Kardinal Zuppi, Erzbischof von Bologna und Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz
Foto: IMAGO/Matteo Nardone (www.imago-images.de) | Kardinal Zuppi, Erzbischof von Bologna und Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz, hat bereits mit der ukrainischen Führung in Kiew gesprochen.

Ab Mittwoch hält sich Kardinal Matteo Zuppi in Moskau auf. Der Sondergesandte des Papstes dürfte auch mit dem russischen Patriarchen Kyrill zusammentreffen. Zuppi, Erzbischof von Bologna und Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenzen, hat bereits mit der ukrainischen Führung in Kiew gesprochen. Sein Besuch in Moskau fällt jetzt genau in die Zeit nach dem versuchten Aufstand der Wagner-Milizen. Der abgebrochene Marsch der Söldner Prigoschins in Richtung Hauptstadt hat der ganzen Welt die prekäre Lage Putins vor Augen geführt. So paradox es klingt: Jetzt erst recht könnte eine vatikanische Friedensmission ins „dritte Rom“ einen Sinn haben. Jedoch eine ganz anderen als ursprünglich gedacht.

„Schurken-Kirche im Schurken-Staat“

Wer das so sieht, ist Stefano Caprio, Dozent für Russische Geschichte am Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom, der von 1989 bis 2002 Seelsorger in Russland war. „Die Spaltungen und die innere Schwäche Russlands begünstigen die Mission von Kardinal Zuppi“, meinte Caprio jetzt gegenüber der italienischen katholischen Nachrichtenagentur „SIR“, „weil er keine Friedensverhandlungen vorschlagen muss – das sind politische und militärische Fragen –, sondern zu einem Geist des Friedens innerhalb und außerhalb des Landes einladen kann.“ Für den Historiker sind Papst und Vatikan im Augenblick fast die einzigen Gesprächspartner Russlands. „Auf kirchlicher Ebene haben die Russen völlig mit Konstantinopel und den anderen orthodoxen Kirchen gebrochen. Auch die befreundeten äußern sich nicht mehr zugunsten Moskaus – oder haben sich klar gegen sie gestellt.“

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Weder auf spiritueller, religiöser oder universaler Ebene hätten die Russen auch nur die geringste moralische Unterstützung, so Caprio, der ausdrücklich die russische Orthodoxie in den Blick nimmt: „In der Welt gelten sie inzwischen als ein Schurken-Staat und eine Schurken-Kirche, die die ganze religiöse Wiedergeburt der vergangenen 30 Jahre ruiniert hat. Wenn also der Heilige Stuhl die Verantwortung auf sich nimmt, den Dialog mit ihnen weiterzuführen, ist das ein Akt der Nächstenliebe ihnen gegenüber.“ Die Botschaft, die Rom nach Moskau bringen könne, wäre laut Caprio die, „die wahre Seele Russlands wiederzufinden, die Seele der russischen Religion, der Kultur und ihrer universalen Tradition“.

Kyrill hat überzogen

Auch Patriarch Kyrill sei geschwächt und habe mit seiner Rhetorik übertrieben. Mit der Entscheidung, die Dreifaltigkeits-Ikone von Andrej Rubljow zu Propaganda-Zwecken aus dem geschützten Raum eines Museums in die Kirche zu verlegen, habe Kyrill ebenso viel Unmut unter den Gläubigen hervorgerufen wie mit der Exkommunikation von Priestern, die sich für den Frieden eingetreten seien, berichtet Caprio von Gesprächen mit Kontaktpersonen in Russland.

Die Stimmung in dem Land beschreibt er so: „Der größte Teil der einfachen Leute versucht sich von dem fern zu halten, was gerade passiert. Viele wissen, dass irgendein in einer Bar gewechseltes Wort unter Freunden ernste Konsequenzen haben könnte. Man hat sogar Angst, in der Familie offen zu reden. Es ist ein drückendes Klima.“

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