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Kardinal Marx: Kirche muss sich verändern

Wenn die Kirche das Problem des sexuellen Missbrauchs überwinden wolle, müsse sie authentisch und demütiger sein und stärker hinhören, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Den Zölibat abzuschaffen sei aber keine Lösung.
Missbrauchsgipfel: Kardinal Marx fordert Veränderung der Kirche
Foto: Annette Reuther (dpa) | Kardinal Marx glaubt nicht, dass man den Missbrauch überwinde, indem man die Ehelosigkeit von Priestern als das Problem bezeichnet.

Um das Problem des sexuellen Missbrauchs zu lösen, ist der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, der Meinung, dass sich die katholische Kirche verändern muss. „Es muss eine Kirche sein, die authentisch ist, die demütiger ist, die stärker hinhört“, erklärte der Münchner Erzbischof in den „tagesthemen“ der ARD.

Gefordert ist eine "andere Art, eine Aufmerksamkeit, eine Achtsamkeit"

Eine Abschaffung des Zölibats für Priester sei jedoch nicht der richtige Weg. Er glaube nicht, dass man den Missbrauch überwinde, indem man einfach die Ehelosigkeit von Priestern als das Problem bezeichne. „Dann gäbe es ja Missbrauch bei Verheirateten auch nicht“, so Marx. Grundsätzlich müsse man in Zukunft zwar auch über die Lebensform der Priester sprechen. Der Münchner Kardinal sieht darin jedoch nicht den einzigen Punkt, an dem Missbrauch überwunden werde. Gefordert sei vielmehr „eine andere Art, eine Aufmerksamkeit, eine Achtsamkeit“.

Im Vatikan findet zurzeit der mit Spannung erwartete Gipfel zur Aufarbeitung der Fälle sexuellen Missbrauchs innerhalb der Kirche und zur Diskussion von Präventionsmaßnahmen statt. Dazu haben sich die Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen weltweit eingefunden. Kardinal Marx wird am Samstag vor den Konferenzteilnehmer sprechen. Ein Dokument mit konkreten Handlungsanweisungen zu verabschieden, ist nicht geplant.

Kardinal Marx hofft, dass die Bischöfe gemeinsam Konsequenzen ziehen

Kardinal Marx drückte in der ARD aber dennoch seine Hoffnung aus, dass sich die Bischöfe auf „eine Art Commitment“ einigen könnten, „dass wir gemeinsam uns bewusst sind, was hier passiert ist, dass wir das gesehen haben und dass wir daraus Konsequenzen ziehen, dass wir lernen wollen“. Dies wäre ein starkes Zeichen und ein Impuls in die Gesellschaft, so der 65-Jährige. Denn Missbrauch sei „ein globales Problem, eine schreckliche Herausforderung für die ganze Welt“.

Schon jetzt spüre er, so Marx, dass der Gipfel nicht ohne Ergebnis sein werde. „Ich verstehe diese Konferenz als eine Station auf einem Weg, der weitergehen muss.“ Die Bischöfe würden mit konkreten Perspektiven weitergehen, wie sie Papst Franziskus bereits zur Eröffnung der Konferenz in seinen 21 Impulsen aufgezeigt habe. Wichtig sei, dass sich alle Bischöfe weltweit darüber in Klaren seien, dass Missbrauch überwunden werden müsse.

DT/mlu

Die Hintergründe zu diesem Thema finden Sie in der Wochenausgabe der Tagespost.

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