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Kardinal Duka sieht weltweite Medienkampagne

Der Erzbischof von Prag kritisiert gegenüber der „Tagespost“ das Münchener Missbrauchsgutachten und die Wortmeldung von Bischof Georg Bätzing.
Prager Erzbischof Duka
Foto: Jacek Turczyk (PAP) | Kardinal Duka erinnert daran, dass es Joseph Ratzinger war, der als Präfekt Glaubenskongregation den innerkirchlichen Missbrauch auf die weltkirchliche Tagesordnung brachte.

Die „weltweite Medienkampagne“ gegen den emeritierten Papst Benedikt XVI. kritisiert der Erzbischof von Prag, Kardinal Dominik Duka. In einer Stellungnahme gegenüber der „Tagespost“ schreibt der tschechische Kardinal, die Aufklärung hätte nach seiner Auffassung „nicht mit Hilfe einer Anwaltskanzlei erfolgen sollen, sondern mit Hilfe echter Experten aus den Bereichen Kriminologie, Justiz, Psychologie und anderen notwendigen Bereichen, einschließlich Juristen“.

Durch die gewählte Vorgehensweise sei nicht nur das Ansehen von Benedikt XVI. geschädigt worden, „sondern auch die Ortskirche des Erzbistums München und folglich die Weltkirche, da auf der Grundlage dieser Analyse eine weltweite Medienkampagne ins Leben gerufen wurde“.

Verwunderung und Verlegenheit in Prag

Die Ereignisse im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens der Erzdiözese München-Freising hätten bei ihm „Verwunderung und Verlegenheit ausgelöst“, so Kardinal Duka gegenüber dieser Zeitung. Der damalige Erzbischof von München, Kardinal Joseph Ratzinger, hätte 1980 „nach damaligem und heutigem Kirchenrecht“ keine Autorität über den besagten Priester aus der Diözese Essen gehabt und deren Bitte um Aufnahme des Priesters zum Zweck einer Psychotherapie nicht ablehnen können. Kardinal Duka wörtlich: „Hätte er die Möglichkeit, den besagten Priester zu behandeln, abgelehnt, wäre sein Verhalten unmenschlich und unchristlich gewesen.“

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Kardinal Duka erinnert daran, dass es Joseph Ratzinger war, der als Präfekt Glaubenskongregation den innerkirchlichen Missbrauch auf die weltkirchliche Tagesordnung brachte und später als Papst Benedikt XVI. unter anderem die Richtlinie der tschechischen Bischofskonferenz bestätigte, die sich mit dem Problem des Missbrauchs von Minderjährigen befasste.

Zum Agieren des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, der den emeritierten Papst öffentlich aufgefordert hatte, sich zu entschuldigen, meint Kardinal Duka, der Konferenzvorsitzende solle „sich überlegen, ob er nach den Zehn Geboten und im Geiste der Gerechtigkeit, der christlichen Nächstenliebe und der Menschlichkeit gehandelt hat“.  DT/sba/sta

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