„Am heutigen Hochfest Allerheiligen ist es eine große Freude, den heiligen John Henry Newman in den Kreis der Kirchenlehrer aufzunehmen und ihn anlässlich der Heilig-Jahr-Feier des Bildungswesens zusammen mit dem heiligen Thomas von Aquin zum Mit-Patron all jener zu ernennen, die am Bildungsprozess teilhaben.“ Mit diesen Worten hat Leo XIV. bei der feierlichen Messe zum Festtag aller Heiligen auf dem Petersplatz in Rom die Aufnahme des englischen Gelehrten in den Kreis der offiziell anerkannten Kirchenlehrer kommentiert.
Der Papst fügte in seiner Predigt hinzu: „Die beeindruckende kulturelle und geistliche Größe Newmans wird inspirierend sein für kommende Generationen, deren Herzen sich nach Unendlichkeit sehnen und die bereit sind, mittels Forschung und Erkenntnis jene Reise unternehmen, die uns, wie die Alten sagten, ,per aspera ad astra‘, also durch Mühen zum Erfolg führt.“
In gewisser Hinsicht erinnerte der feierliche Akt an eine Heiligsprechung: Ein Porträt von John Henry Newman schmückte die Fassade des Petersdoms. Zu Beginn desGottesdienstes trat Kardinal Marcello Semeraro, der Präfekt für die Selig- und Heiligsprechung, vor und bat um die Erhebung des englischen Heiligen zum universalen Lehrer der Kirche. Mit wenigen Sätzen kam Papst Leo der Bitte nach und mehrere zehntausend Menschen auf dem Platz, auf der Altarinsel auch hochrangige Vertreter der anglikanischen Kirche, quittierten die vom Papst ausgesprochene lateinische Formel mit langem Beifall.
Wider Pessimismus, Ohnmacht und Resignation
Da an diesem Tag das mehrtägige Jubiläum der Menschen im Bildungswesen zu Ende ging, stellet Papst Leo den heiligen auch als großen Lehrmeister vor. In seinem Hymnus „Lead, kindly light“ (Führ, freundlich Licht) habe Newman seine Zuversicht ausgedrückt, dass man auch weit von zu Hause entfernt, auf wankenden Füßen stehend und ohne klaren Horizont in jenem „freundlichen Licht“ einen Wegweiser finden können. Es sei Aufgabe der Bildung, fuhr Papst Leo fort, „dieses ,freundliche Licht‘ denen weiterzugeben, die sonst in den besonders heimtückischen Schatten des Pessimismus und der Angst gefangen bleiben könnten.
Deshalb möchte ich euch sagen: Entkräften wir die falschen Gründe für Resignation und Ohnmacht und machen wir in der Welt von heute die starken Gründe für die Hoffnung bekannt. Betrachten und zeigen wir Zusammenhänge auf, die Licht und Orientierung in unserer von so vielen Ungerechtigkeiten und Unsicherheiten verdunkelten Gegenwart vermitteln. Deshalb ermutige ich euch, aus Schulen, Universitäten und allen Stätten der Bildung und Erziehung, auch den informellen und denen „der Straße“, Orte des Übergangs in eine Zivilisation des Dialogs und des Friedens zu machen.“
Der heilige John Henry Newman ist der 38. Kirchenlehrer der universalen Kirche. Zuletzt hatte Papst Franziskus am 21. Januar 2022 den heiligen Irenäus von Lyon zum Kirchenlehrer ernannt. Damals gab es jedoch keine feierliche Messe als Rahmen für diesen Akt, sondern Franziskus wählte die schlichte Form eines knappen Dekrets, den das vatikanische Presseamt am gleichen Tag veröffentlicht hat und das dann auch im „Osservatore Romano“ erschien. DT/gho
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