Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Requiem für Benedikt XVI.

„Geschätzt und geliebt von den einfachen Christen“

Österreichs Kirche verabschiedete sich von Papst Benedikt XVI. mit einem feierlichen Requiem im Wiener Stephansdom.
Requiem für Benedikt XVI. im Wiener Stephansdom
Foto: Florian Feuchtner

Mozart-Requiem im Wiener Stephansdom und das Messformular für einen verstorbenen Papst. Die Österreichische Bischofskonferenz, die schon in hoher Mannstärke zu den Feierlichkeiten nach Rom gereist war, verabschiedete sich nun am Montagabend von Papst Benedikt XVI. würdig, wie es sich gehört. In den Fürbitten wurde nicht nur „dankbar auf das Leben und Wirken von Benedikt XVI.“ geblickt, den Gott „zum Segen für viele Menschen gemacht“ habe, sondern auch für alle gebetet, die mit ihm „im Laufe seines langen Lebens gemeinsam unterwegs waren, im Glauben und in der Hoffnung“.

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Dem Wiener Kardinal Christoph Schönborn konzelebrierten bei dem Requiem im Stephansdom nicht weniger als neun Mitglieder der Österreichischen Bischofskonferenzen. Schönborn, der in jungen Jahren einige Monate in Regensburg bei Ratzinger studiert hatte und dem Schülerkreis angehört, ließ ein halbes Jahrhundert persönlicher „Bekanntschaft und Freundschaft“ Revue passieren. „Er war geschätzt und geliebt von den sogenannten einfachen Christen“, sagte der Wiener Kardinal, ohne die anderen zu qualifizieren, die Ratzinger weder schätzten noch liebten. In keinem anderen Dikasterium habe so ein gutes Klima geherrscht wie in der Glaubenskongregation unter Ratzinger, so der in Kurienbesuchen erfahrene Kardinal Schönborn.

Vielen Menschen Wegweisung geschenkt

Requiem für Benedikt XVI.
Foto: Florian Feuchtner | Dem Wiener Kardinal Christoph Schönborn konzelebrierten bei dem Requiem im Stephansdom nicht weniger als neun Mitglieder der Österreichischen Bischofskonferenz.

Die „oft unfassbar negativen Urteile über ihn in vielen Medien“ hätten die „liebenswürdige Person“ des Verstorbenen völlig verkannt. „Als spräche man von einem anderen Menschen.“ Benedikt XVI. sei es stets um das denkerische Verstehen des Glaubens gegangen – und um die Wahrheitsfrage, die am meisten provoziert habe. „Er war überzeugt, dass die Wahrheit dem Suchenden aufleuchten und einleuchten kann, dass die Wahrheit dem Menschen nicht vorenthalten werden darf.“ Und zwar deshalb, weil die Wahrheit zur Würde des Menschen gehört. Joseph Ratzinger habe in seinem Leben vielen Menschen Wegweisung geschenkt, so Schönborn in seiner Predigt. Zu den Themenkreisen Politik, Ethik und Gewissen habe er ein Werk hinterlassen, das noch viel zu wenig erschlossen sei.

Unter den Ehrengästen im Chorgestühl waren im Wiener Stephansdom neben dem Apostolischen Nuntius, Erzbischof Pedro López Quintana, und Mitgliedern des Domkapitels als Vertreter der Ökumene der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis, der syrisch-orthodoxe Bischofsvikar Aydin und Vertreter der koptischen, der bulgarisch-orthodoxen, der evangelischen, der adventistischen und der altkatholischen Kirche, aber auch der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft und eine Vertreterin der Buddhisten. Anwesend war auch Bundespräsident Alexander van der Bellen; bei den Trauerfeierlichkeiten in Rom hatte er sich von seinem Vorgänger Heinz Fischer, einem bekennenden Agnostiker, vertreten lassen.

Herausragender Weltdenker

Der neben Kardinal Schönborn engste Vertraute Joseph Ratzingers unter den österreichischen Bischöfe ist wohl der steirische Altbischof Egon Kapellari. Er predigte im Grazer Dom bereits am 3. Januar bei einem von Bischöfe Wilhelm Krautwaschl geleiteten Requiem. Kapellari würdigte Benedikt XVI. als „herausragenden Weltdenker“ und „Mann der Synthese, ein Mensch mit besonders viel Herzkraft, aber auch mit besonders viel Denkkraft“. Joseph Ratzinger sei „ungemein bescheiden und fähig zu viel Empathie“ zugleich ein Mensch fester Prinzipien gewesen.  DT/sba

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