Der emeritierte Münchner Kirchenrechtler Helmuth Pree hat im Hinblick auf die aktuelle kirchliche Debatte um die Sendung von Priestern und Laien in der katholischen Kirche auf juristische Grauzonen hingewiesen. Es sei bis heute nicht geklärt, inwieweit Nichtgeweihte Träger jurisdiktioneller Befugnisse sein könnten. Partiell könnten sie Jurisdiktionsgewalt besitzen und ausüben, unterstrich Pree und nannte als Beispiel die kirchlichen Richter.
Mehr als eine Funktion
Pree warnte vor falschen Priesterbildern. Das hierarchische Amt dürfe nicht als bloße Funktion gesehen werden. Es drücke aus, dass die christliche Religion ein Beziehungsgeschehen sei, und zwar als liebende Beziehung zu Gott durch Jesus Christus, wobei Gottes- und Nächstenliebe eine untrennbare Einheit bildeten. Wörtlich erklärte Pree: „Das ist der Kern des Glaubens, um dessentwillen das hierarchische Amt besteht: Seine Sendung ist es, den Menschen Gott zu bringen und sie zu Gott zu führen. Das ist nur als Beziehungsgeschehen möglich, als liebende Zuwendung im Sinne der Einheit von Gottes- und Nächstenliebe. Ein statusbegründender Unterschied, demzufolge Nichtkleriker eine mindere Rechtsstellung als Glieder der Kirche hätten, ist ausgeschlossen und illegitim.“
Passive Stellung überwinden
Der Kirchenrechtler räumte ein, es sei schwierig, dieses jahrhundertealte Erbe der zweigleisig fahrenden Getauften, von denen Laien in eine prinzipiell passive Stellung gedrängt gewesen seien, zu überwinden. Das werde am mühsamen Ringen um einen mit positivem Inhalt gefüllten Laienbegriff erkennbar. Solange man die Kirche unter dem Blickwinkel der Hierarchie betrachtet, gelinge das nicht. Pree zufolge müsste man sie unter dem Aspekt des „Volkes Gottes“ betrachten, innerhalb dessen es vielfältige Gaben und Dienste des Einen für den Anderen gibt, insbesondere das Charisma der Leitung beziehungsweise des Amtes. DT/reg
Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost einen ausführlichen Artikel zum Priestertum in der Kirche.