Die Präsidentin der Edith-Stein-Gesellschaft, Beate Beckmann-Zöller, lehnt Vereinnahmungen der heiligen Edith Stein für die Zulassung von Frauen zum Priesteramt ab. Auch wenn Edith Stein aus dogmatischer Sicht keine Hindernisse gegen die Frauenweihe gesehen habe, habe sie „auch Gegenargumente gebracht, die in der gegenwärtigen Diskussion aber kaum zitiert werden“, erklärte sie im Interview mit dieser Zeitung.
Zu Prophetinnen berufen
Wörtlich sagte Beckmann-Zöller: „Heute würde Edith Stein auf keinen Fall sagen, dass dogmatisch nichts dagegen spricht, weil das päpstliche Lehramt die Zulassung von Frauen zum Priesteramt inzwischen ausgeschlossen hat. Sie wäre die letzte, die den Päpsten da widersprechen würde. Vor allem sagt sie, es bleibe ein Geheimnis, warum Jesus letztlich keine Frau in den Zwölfer-Kreis gewählt habe. Aus ihrer Sicht scheint doch eine Absicht dahinter zu sein, denn er hat noch nicht einmal seine Mutter zu einer apostolischen Nachfolge und damit zur Priesterin berufen.“
Edith Stein sehe die Berufung der Frauen darin, am Herzen Jesu zu bleiben in der ganz nahen Vereinigung mit Christus, während der Mann immer auch heraustreten müsse aus der Vereinigung mit Christus. Für Edith Stein sei das die weniger schöne Rolle. Frauen seien in der Sichtweise Edith Steins zwar nicht zu Priesterinnen berufen, aber wohl zu Verkünderinnen seines Willens an Könige und Päpste und damit zu Prophetinnen.
Namentlich habe die Heilige auf die heilige Katharina von Siena und Birgitta von Schweden verwiesen. Beide wurden dann mit ihr von Johannes Paul II. 1999 zu Patroninnen Europas ernannt. Edith Stein habe diese Berufung klar von der des Priesters unterschieden. DT/reg
Lesen Sie das ausführliche Interview mit der Präsidentin der Edith-Stein-Gesellschaft in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".