Der Katholikentag bildet die Gräben ab, die die katholische Jugend durchziehen. Auf der einen Seite stehen die Jugendverbände – allen voran BDKJ und KjG –, die die großen Podien, die Aufmerksamkeit und das Geld der Kirchensteuerzahler erhalten. Ihre Veranstaltungen sind politischer Natur oder behandeln die Agenden des deutschen Synodalen Wegs – Öffnung der Weiheämter für Frauen, Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts, Segnung von Verbindungen außerhalb der Ehe zwischen Mann und Frau. Würde man das Label „katholisch“ von diesen Veranstaltungen der Jugendverbände weglassen, man würde meinen, bei einer linken Parteisitzung zu sein. Meinungsvielfalt, die von ihnen vielbeschworene „Diversity“, sucht man dort vergebens. Es ist eine Selbstbeweihräucherung Gleichgesinnter.
Fehl am Platz
Lehramtstreue, eher konservativ eingestellte junge Menschen fühlen sich am Katholikentag fehl am Platz. Der einzige Grund, der sie am Wochenende nach Stuttgart verschlägt, ist, um auf der „Ständemeile“ ihre geistliche Gemeinschaft, ihre Initiative oder ihr Projekt zu unterstützen. Die Podien und Diskussionsveranstaltungen schrecken sie ab. „Das einzige Mal, wo von Jesus und vom Glaube die Rede war, waren die Musiker von ,Könige & Priester´“, erzählen sie. Es scheint, dass auf dem Katholikentag einzig eingeladene Freikirchler von geistlichen Inhalten reden.
Am Rande
Wieder andere, vor allem charismatisch-katholische Jugendliche, bekommen von der Politisierung nichts mit. Sie sind anwesend, um am Rand der Veranstaltung für Teilnehmer wie vorbeikommende Passanten Gebet anzubieten oder sich bei der Eucharistischen Anbetung, die in einem einfachen Zelt rund um die Uhr angeboten wurde, zu beteiligen. Die wenigen Veranstaltungen, die der Schönstatt-Bewegung oder der Charismatische Erneuerung vom Veranstalter genehmigt wurden, fanden zu Randzeiten – die Rede ist von acht Uhr früh und 22 Uhr abends – statt.
Nichts gemeinsam
Bischöfe, Priester, aber auch Laien fragen sich, wie man die beiden Gruppen der jungen Leute – die Verbandsjugend und die der lehramtstreuen und der geistlichen Gemeinschaften – zusammenbringen könnte. Wenn Parteien es schaffen, Koalitionen zu schließen und sich auf Kompromisse zu einigen, warum nicht die katholischen Jugendlichen? Die Antwort ist: Dialog wird kaum möglich sein, da das Fundament dieser Gruppen ein grundlegend anderes ist. Solange die gemeinsame Basis nicht die Bekehrung und die ehrliche Nachfolge Christi ist, kommt Zusammenarbeit einer Unmöglichkeit nahe.
Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost umfassende Berichte zum Katholikentag.