Die „Botschaft von der Liebe Gottes könne bei „ausnahmslos jedem Menschen“ ankommen – „unabhängig von Herkunft, Alter, Hautfarbe, Geschlecht und sexueller Orientierung“. Das erklärte der Augsburger Bischof Bertram Meier am Samstag in seiner Ansprache bei der Demonstration „Augsburg gegen Rechts“ auf dem Augsburger Rathausplatz.
Deshalb gelte es, „allen Versuchen, Spaltung und Misstrauen, Futterneid und Hass zu säen, eine klare Absage“ zu erteilen und sich als Kirche dafür einzusetzen, dass Menschenverachtung und Demokratiefeindlichkeit in diesem Land „keine Chance haben“.
Schulterschluss im Kampf gegen Rechtsextremismus
Ob Kind oder Greis, Mann oder Frau, queer oder hetero, - jeder Mensch sei auf dieser Welt zuhause und habe das Recht auf ein menschenwürdiges Leben, führte Meier aus und appellierte an die Anwesenden: Es gelte, „die politischen Kräfte zu stärken, die Menschlichkeit, Versöhnung, Frieden und soziale Gerechtigkeit vertreten“.
Die „globalen und nationalen Herausforderungen“ seien nur im Schulterschluss „mit Gläubigen unterschiedlicher Religionen“ sowie mit „all jenen, die sich den Grundwerten unseres Rechtsstaates verpflichtet wissen“, zu bewältigen. „Setzen wir uns aktiv ein für Aufklärung und gegen Vernebelung, für Argumente und gegen Pauschalverurteilung, für Konsens und Problemlösungen gegen Angst und Aggression!“, so Meier weiter.
Kirche muss menschenverachtende Tendenzen benennen
Gegenüber der Tagespost erklärte Meier, er habe als Kirchenvertreter an der Demonstration „selbstverständlich“ teilgenommen, denn „menschenverachtende, antidemokratische Tendenzen“ müssten klar benannt werden.
Auf die Frage, ob sich die Kirche nicht mit der gleichen Vehemenz, wie sie sich gegen die AfD positioniert, auch gegenüber gewissen menschenfeindlichen Tendenzen in Parteien am linken Rand auftreten müsste, antwortete Meier: „Als bekennende Christen treten wir ein für die Menschenwürde und die freiheitlich-demokratische Grundordnung, die unsere Gesellschaft trägt, und nennen beim Namen, wo – aus welcher Richtung auch immer – Grenzen überschritten und die Würde des Menschen angegriffen wird.“
Es braucht mehr als eine Demo
Gerade die Kirche habe mit dem Evangelium „eine echte Alternative“ anzubieten, betonte er. Jesus Christus stehe für Menschlichkeit, Versöhnung, Frieden und soziale Gerechtigkeit – „und alles das braucht unsere Gesellschaft heute nötiger denn je“, sagte er. Eine Demonstration allein reiche allerdings nicht aus. Vielmehr brauche es „auch eine intensive gedankliche Auseinandersetzung mit den Themen und mit den Menschen, die die freiheitlich-demokratische Ordnung ablehnen“.
Nach Angaben der Polizei haben sich wider Erwarten über 25.000 Personen auf dem Augsburger Rathausplatz versammelt, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. Auf der Kundgebung sprachen unter anderem auch die aus Augsburg kommende Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU).
Demonstrationen gegen Rechtsextremismus haben an diesem Tag und in den Tagen zuvor auch in anderen Städten Deutschlands stattgefunden. Auslöser für diese Proteste war ein Bericht des Recherchezentrums Correctiv über ein angeblich geheimes Treffen in Potsdam mit einigen AfD-Politikern sowie einzelnen Mitgliedern der CDU und der konservativen Werteunion, bei dem unter anderem eine strikte Abschiebepolitik ein Thema gewesen sein soll. DT/dsc
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.