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Bischof Genn: Synodalität ist ein Gespräch im heiligen Geist

Für eine Haltung des Hörens auf den Geist Gottes müsse man sich frei machen von Vorurteilen, sagte der Münsteraner Bischof.
Bischof Felix Genn aus Münster
| Für das synodale Gespräch braucht es eine offene Haltung, die auch die Meinung des anderen zu retten bereit sei, so Bischof Felix Genn.

Synodalität — „das ist kein geistliches Gespräch, sondern ein Gespräch im Heiligen Geist“, sagte Bischof Felix Genn aus Münster am Dienstagabend. Er war Gast bei den digitalen Fastengesprächen des Bistums Fulda, die an diesem Abend unter dem Titel „Einheit in Vielfalt – Kirche auf dem Weg der Weltsynode“ standen. Der Bischof betonte, dass es bei Synodalität darum gehe, zu erkennen, „wo der heilige Geist durch den anderen zu mir spricht“ und er rief die 50 Teilnehmer auf, zu Multiplikatoren der Synodalität zu werden. Uns Christen verbinde der „Glaube an Jesus Christus, der so wirkt, dass wir unsere Sendung erfüllen können, ohne den anderen bevormunden zu müssen.“

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Bei der Weltsynode in Rom vergangenen Oktober habe er die Erfahrung machen können, dass der heilige Geist Menschen zusammenführe und Gemeinschaft stifte, wenn man bereit sei, Vorurteile fallen zu lassen. Dies sei eine Bewegung „vom Ich zum Wir“, so der Bischof. Darum seien Stille, Anbetung, die heilige Messe und die Sakramente notwendig, nicht zuletzt die Beichte, um sich von falschen Haltungen zu befreien und in eine „Haltung des Hörens“ einzutreten. 

Erfahrung der Einheit im heiligen Geist

Konkret berichtete der Bischof, dass Menschen bei der Weltsynode in Rom der neuen Gesprächsmethode und dem Papst allgemein gegenüber reserviert und misstrauisch gewesen waren. Auch den Deutschen gegenüber seien manche zunächst zurückhaltend gewesen. Einige hätten sie „als kolonialistisch wahrgenommen“. 

Im Laufe der Gespräche hätte man aber zueinander gefunden. Mitchristen aus den Seychellen, aus Kamerun oder Kanada „haben ihre Erfahrungen und Sichtweisen eingebracht“, so dass sie am Ende die Erfahrung des einmütigen Beschlusses der Apostelgeschichte gemacht hätten: „Wir und der heilige Geist haben beschlossen“. 

Die Meinung des anderen retten

Für Genn ist hören eine Hingabe, bei der man das Gehörte stehen lassen könne, ohne gleich korrigierend oder widersprechend einzugreifen oder über jemanden zu denken, der könne ohnehin nichts Kluges sagen. Es brauche für die Methode des synodalen Gespräches eine offene Haltung, die auch die Meinung des anderen zu retten bereit sei, so der Bischof. Das sei die Grundlage, ohne die solch ein Hören auf den Geist Gottes nicht gelingen könne. „Hören muss man lernen“, sagte er.

Dass die Methode neu und ungewohnt, in vielen Pfarreien nicht einmal angekommen ist, ließen auch die Teilnehmer durchblicken, zeigten aber große Bereitschaft, die Methode zu erlernen und anzuwenden. Bischof Genn beruhigte: „Viele geistliche Prozesse brauchen Jahre, bis sie unten angekommen sind“ und ermutigte die Anwesenden, diese Gesprächsmethode bekannt zu machen und in kirchlichen Gremien zu etablieren, in dem Bewusstsein, dass Synodalität ein Prozess sei, der Zeit brauche.

Grundgestalt einer synodalen Kirche entwickeln

Hauptsächlich werde es auch auf der Weltsynode nicht um Ergebnisse gehen, so der Bischof, sondern darum eben jene „Grundgestalt einer synodalen Kirche“ zu entwickeln. Dies gebe es in keiner anderen Institution der Welt, sagte Genn; ein von Gebet, Unvoreingenommenheit und Respekt getragenes Reden im Hören auf den Geist Gottes, der spüren lasse: „Wir gehören zusammen.“ 

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