Im Schatten des Kriegs in der Ukraine ist Papst Franziskus am Samstag nach Malta geflogen, um auf der Insel, an der einst der Völkerapostel Paulus gestrandet ist, zu einer hochherzigen Haltung gegenüber Flüchtenden und Migranten aufzurufen. Den Abschluss der Reise bildete so auch eine in überschaubarem Rahmen gehaltene Begegnung mit Boot-Flüchtlingen, die meisten von ihnen aus Somalia, Eritrea und dem Sudan. Ort des Treffens war das von einem Franziskaner gegründete Migranten-Zentrum „Giovanni XXIII Peace Lab“ in Hal Far, wo Franziskus aber zugleich „an die Abertausenden von Menschen“ erinnerte, „die in den letzten Tagen gezwungen waren, wegen dieses ungerechten und brutalen Krieges aus der Ukraine zu fliehen“.
Der Papst konnte nur sehr beschwerlich gehen, stets gestützt von seinen beiden Begleitern auf der rechten und linken Seite. Er sprach von seinem „Traum“, dass Migranten, die eine gute Aufnahme in ihrem Gastland erlebt hätten, ihrerseits „zu Zeugen und Förderern der Aufnahme und der Geschwisterlichkeit werden“. „Das ist der Traum, den ich mit euch teilen möchte und den ich in Gottes Hände lege.“
Der Vatikan wirkt hinter den Kulissen
Die Angelegenheit einer Reise nach Kiew liege bei ihm „auf dem Tisch“, hatte der Papst auf dem Hinflug gesagt. Und so wollten die mit nach Rom zurückfliegenden Journalisten natürlich wissen, ob Franziskus den Menschen in der Ukraine persönlich Mut machen will. „Ich bin bereit, alles zu tun, was getan werden muss“, meinte der Papst. Als er auf die Berichte von Hinrichtungen von Zivilisten in einem Vorort der ukrainischen Hauptstadt angesprochen wurde, wurde Franziskus nicht konkret: „Der Krieg ist immer eine Grausamkeit, eine unmenschliche Sache, die dem menschlichen Geist widerspricht – ich sage nicht christlich, sondern menschlich.“
Der Vatikan tue auch hinter den Kulissen alles, was in seiner Macht stehe, um in Richtung Frieden zu wirken, versicherte der Papst, auch wenn man nicht alles veröffentlichen könne, was das vatikanische Staatssekretariat unternehme. Aber er persönlich sei zu einer Kiew-Reise durchaus bereit: „Es gibt kein Nein, ich bin verfügbar… Aber ich weiß nicht, ob es machbar ist, ob es opportun ist und ob es das Beste wäre… all das liegt in der Luft.“
Auch an einer möglichen Begegnung des Papstes mit dem orthodoxen Patriarchen von Moskau, Kyrill I., werde weiter gearbeitet. Die Begegnung könne eventuell im Nahen Osten stattfinden. „Das sind die Dinge, wie sie jetzt sind.“ Auf die Frage, ob er seit Ausbruch des Krieges auch schon mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gesprochen habe, versetzte Franziskus: „Die Dinge, die ich den Behörden auf beiden Seiten gesagt habe, sind öffentlich. Nichts von dem, was ich gesagt habe, ist für mich vertraulich.“ Dann ergänzte er, Putin habe ihn zuletzt am Jahresende angerufen, um „alles Gute zu wünschen“. Seine Kontakte zu Russland liefen „über die Botschaft“ Moskaus beim Heiligen Stuhl.
Die Verachteten nicht ausgrenzen
Bei seinem Malta-Besuch hatte der Papst nach der Begegnung mit dem Präsidenten sowie der Regierung und dem Diplomatischen Korps das Nationalheiligtum „Ta' Pinu“ auf der Insel Gozo besucht, war mit den Jesuiten zusammengetroffen und hatte nach einem Besuch der Paulus-Grotte eine Messe in Floriana gefeiert. Hier hatte er auf das Beispiel Jesu verwiesen, der die ehebrecherische Frau nicht verurteilen wollte: „Wenn wir ihn nachahmen, werden wir uns nicht auf das Anprangern von Sünden konzentrieren, sondern in Liebe nach den Sündern suchen. Wir werden nicht die Anwesenden zählen, sondern die Abwesenden aufsuchen. Wir werden nicht wieder mit dem Finger auf andere zeigen, sondern beginnen zuzuhören. Wir werden die Verachteten nicht ausgrenzen, sondern wir werden uns zuerst um die kümmern, die als Letzte angesehen werden.“
Lesen Sie einen ausführlichen Bericht über die Papst-Reise nach Malta in der kommenden Ausgabe der Tagespost.