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Bätzing: „Die Wahrheit muss auf den Tisch“

Zum Auftakt der DBK-Vollversammlung fordert der Konferenzvorsitzende Aufklärung im Fall Hengsbach – und betont die Unvereinbarkeit von AfD und katholischer Kirche.
Bätzing: "Bin überzeugt, dass Meier kein Freund der AfD ist"
Foto: IMAGO/Peter Back (www.imago-images.de) | Bätzing erklärte, er sehe es „angesichts der hohen AfD-Quoten in Wahlumfragen und zunehmenden populistischen, extremistischen Positionen im politischen Spektrum“ als Aufgabe der Kirche an, sich zu positionieren und ...

Der Umgang der Kirchen mit der AfD, die Missbrauchsvorwürfe gegen den Essener Kardinal Franz Hengsbach, die weitere Vorgehensweise auf dem Synodalen Weg: Bei der Pressekonferenz zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Deutsche Bischofskonferenz (DBK) in Wiesbaden-Naurod, hat der Konferenzvorsitzende, der Limburger Bischof Georg Bätzing, gleich zu einer Reihe von Themen Stellung genommen, die derzeit für Diskussionen sorgen.

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Bätzing erklärte, er sehe es „angesichts der hohen AfD-Quoten in Wahlumfragen und zunehmenden populistischen, extremistischen Positionen im politischen Spektrum“ als Aufgabe der Kirche an, sich zu positionieren und „deutliche Worte“ zu finden. Er sei überzeugt davon, „dass die Positionen der AfD und die Positionen der katholischen Kirche unvereinbar sind“. Man habe es mit einer Partei zu tun, „die nicht eine Alternative für Deutschland ist, sondern die ein alternatives Deutschland will: ein fremdenfeindliches, ein antieuropäisches, ein nationalistisch aufgestelltes Deutschland“, so der Limburger Bischof. „Davon können wir uns als katholische Kirche nur distanzieren“. Bätzing zufolge sei es „unvereinbar, sowohl in der einen Richtung als auch in der katholischen Kirche in einem öffentlichen Engagement zu stehen“.

Bätzing: Bin überzeugt, dass Meier kein Freund der AfD ist

Damit nahm Bätzing indirekt Bezug auf Äußerungen des Augsburger Bischofs Bertram Meier, die seit einigen Tagen für Gesprächsstoff sorgen. Gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“ hatte Meier erklärt: „Wie die Kirche tritt etwa die AfD zum Beispiel für den Schutz ungeborenen Lebens oder die Ehe von Mann und Frau ein – und doch können wir als Kirche nicht unsere Sichtweise auf solche Überschneidungen verengen.“ Angesprochen auf Meiers Bemerkungen betonte Bätzing, dass er, auch wenn es unterschiedliche Einschätzungen gebe, glaube, „dass sie nicht weit voneinander wegliegen. Denn ich bin sehr davon überzeugt, dass Bischof Meier kein Freund der AfD ist“.

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Bätzing kündigte zudem an, gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) einen Wahlaufruf zu veröffentlichen, in dem man die Bürger darum bitten werde, die Wahlverantwortung zu übernehmen. Kriterien für eine Wahlentscheidung seien nach Aussage des DBK-Vorsitzenden, ob Parteien „europäisch, menschenfreundlich, fremdenfreundlich, offen, demokratisch, nach vorne gewandt, zusammenhaltend“ seien. 

Zu den jüngst publik gewordenen Missbrauchsvorwürfen gegen den Gründerbischof des Bistums Essen, den 1991 verstorbenen Kardinal Franz Hengsbach, sagte Bischof Bätzing: „Alles muss auf den Tisch, die Wahrheit muss auf den Tisch. Nur so werden die Betroffenen zu ihrem Recht kommen.“ Auf die Frage, wie er die Vorwürfe beurteile, antwortete der DBK-Vorsitzende: „Ich kann das selber für mich noch gar nicht beurteilen.“ Jedoch sei die Verunsicherung der Gläubigen im Bistum „mit nichts zu vergleichen“, wenn man berücksichtige, „auf welch hohem Sockel dieser Mann als Gründerbischof stand, und dann stürzt“. Generationen von Menschen, so Bätzing, seien dort geprägt und dann enttäuscht worden „durch ein verbrecherisches Verhalten eines solchen Bischofs. Das hat für mich tatsächlich auch eine Qualität, die wir bisher nicht hatten“.

DBK-Vorsitzender: Werden synodale Beschlüsse umsetzen

Zum weiteren Vorgehen auf dem Synodalen Weg wenige Tage vor Beginn der Weltsynode in Rom erklärte Bischof Bätzing: „Wir haben 15 Beschlüsse gefasst beim Synodalen Weg, die haben alle mehr als die erforderliche Mehrheit bekommen. Das bindet uns.“ Diese Beschlüsse werde man umsetzen. „Dass wir hier in einer Unterschiedlichkeit zusammenkommen, dass wir Differenzen haben, dass wir mit diesen Differenzen umgehen und nach Lösungen suchen, das zeichnet uns aus.“ Bätzing wies auch darauf hin, dass am 10. und 11. November zum ersten Mal der Synodale Ausschuss in seiner konstituierenden Sitzung tage, der den umstrittenen sogenannten „Synodalen Rat“ vorbereiten soll.

Für die Herbstvollversammlung habe man sich vorgenommen, auch darüber zu reflektieren, wie die deutschen Bischöfe den Synodalen Weg, „seine Beschlüsse, seine Herausforderungen“, bis zur 5. Vollversammlung wahrgenommen haben. „Das wollen wir beraten und zusammentragen. Und wir wollen die Aufgaben in den Blick nehmen, die jetzt vor uns liegen.“

Die deutschen Bischöfe werden bis Donnerstag in Wiesbaden-Naurod im Bistum Limburg tagen. In diesem Rahmen wollen sie der Öffentlichkeit auch ein bereits beschlossenes Dokument zum Thema „geistlicher Missbrauch“ vorstellen, über die Planungen für das Heilige Jahr 2025 in Rom sprechen sowie einen Rückblick auf den Weltjugendtag in Lissabon werfen. Auch politische Themen wie der Krieg in der Ukraine oder Konflikte in Nicaragua oder dem Niger stehen auf der Tagesordnung.

Die Vollversammlung ist das oberste Gremium der Deutsche Bischofskonferenz und das höchste Gremium der katholischen Kirche in Deutschland. Dazu treffen sich alle katholischen Orts- und Weihbischöfe in Deutschland sowie der Apostolische Exarch der katholischen Ukrainer in Deutschland und Skandinavien. Die Treffen finden regelmäßig im Frühjahr und im Herbst statt. Die Zahl der Mitglieder beträgt zurzeit 65.  DT/mlu

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