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Agitprop statt katholisch

Beim Katholikentag Ende Mai steht eine ganze Reihe von Veranstaltungen „unter dem Regenbogen“ auf dem Programm. Mit „katholisch“ hat das nichts zu tun.
LGBT-Programm beim Katholikentag
Foto: Nicolas Armer (dpa) | Beim Katholikentag werden Fragen behandelt, die einseitig nur die Denkart der Queer-Szene bedienen. Im Bild: Vor der Basilika von Vierzehnheiligen weht eine Regenbogenfahne.

Zwischen Weinbergen, der Schwäbischen Alb und dem Bodensee findet Ende Mai der Katholikentag im kulturträchtigen Stuttgart statt. Es ist der 102. in der Reihe seit 170 Jahren und wohl der bunteste seitdem. Im Programm steht eine ganze Sparte der Rubrik „Lebenswelten“ unter dem Zeichen des Regenbogens, jenem der LGBTQ-Szene. Die Veranstaltungen finden passend dazu im „Zentrum Regenbogen“ statt. So weit, so gut. Nur: Katholisch ist dieser Katholikentag damit kaum noch.

Einseitig wird die Denkart der Queer-Szene bedient

In dieser Regenbogen-Rubrik werden Fragen behandelt, die einseitig nur die Denkart der Queer-Szene bedienen: „Was queere Menschen von der Kirche erwarten können“ und „Auf dem Weg zur equal care“ oder „Gottes Segen für alle Liebenden?“ und auch „Diverse Kirche, nur ein TRAUM?“, „Gender und die neue Rechte“, „Frauen an die Macht - Männer in die zweite Reihe“ etc. 

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Männer in die zweite Reihe zu schicken ist kein Novum, sondern eine Fortsetzung dessen, was auf der Ersten Synodalversammlung begonnen hat: Priester und Bischöfe durften in der Eröffnungsmesse nicht konzelebrieren, sondern mussten sich wie Laien in die Bank setzen (und die Messe auf ihrem Hotelzimmer nachfeiern, denn sie haben ja Zelebrationspflicht). Zu viele Geistliche auf einem Haufen, das mute klerikalistisch an. Und Klerikalismus gelte es ja zu bekämpfen. Man spricht auf dem Synodalen Weg in Deutschland darüber, dass Priester sich zu sehr nach vorne drängen würden, zu sehr das Sagen hätten, dass Klerikalismus herrsche und Machtmissbrauch verhindert werden müsse. Aber ist es nicht auch Machtmissbrauch, wenn Frauen und Feministinnen, Bis und Queere die Männer in die zweite Reihe und „Frauen an die Macht“ schicken, wie es im Programm heißt?

Das ist Agitprop. Aber nicht katholisch. Hier läuft etwas unter dem Label „katholisch“, was der Lehre der katholischen Kirche diametral entgegensteht. Und so etwas hat auf dem Katholikentag nichts zu suchen. 

Sie suggerieren: Die Wahrheit muss neu erfunden werden

Katholisch ist sehr wohl, Menschen mit gleichgeschlechtlichen und anderen sexuellen Neigungen im vollen menschlichen Sinn anzunehmen. Das hat die katholische Kirche hat ganz wunderbar gelernt. War auch höchste Zeit. Aber das bedeutet nicht, dass sie die Bibel umschreiben, die Lehre umstürzen und die katholische Kirche neu installieren darf, wie viele derzeit lautstark fordern — eine Denkart, die nun auch den Katholikentag zu erobern scheint. Zumindest für jeden sichtbar in der Sparte von „Zentrum Regenbogen“.

Das muss man sich erstmal trauen: der weltweiten Communio die Stirn zu bieten und ihr suggerieren, dass die Wahrheit neu gefunden (oder erfunden) werden muss (und nicht Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist). Der Freiburger Fundamentaltheologe Magnus Striet hatte ausnahmsweise Recht: Das Schisma ist längst da. Nur offiziell ist es noch nicht. Warum eigentlich nicht? Hoffen einige, die Weltkirche würde gemeinsam mit dem Papst irgendwann einknicken, sich der deutschen Kirche zu Füßen werfen und in Dankeshymnen schwelgen, weil diese sie von der Nachfolge Christi und den Herausforderungen der katholischen Lehre befreit hat? 

Das wird nicht passieren. Kein LGBTQ-Aktivist wird den Katholizismus unter sich begraben können. Denn die Kirche wird nicht untergehen — verhieß Christus —, sie wird höchstens klein werden. Jedenfalls wäre es angebrachter und ehrlicher, wenn die Regenbogen-Szene ihre eigene Kirche gründen oder eine eigene Veranstaltung planen würde statt mit Ideologien und katholikenfeindlichen Rabatz die katholische Ruhe zu stören. 

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