Wenige Tage vor dem Beginn der Herbstvollversammlung der US-Bischofskonferenz hat der Erzbischof von San Francisco, Salvatore Cordileone zum US-Präsidenten Joe Biden, zu Abtreibung und der Frage geäußert, ob katholische Politiker, die im Lebensschutz nicht die kirchliche Lehre vertreten, vom Kommunionempfang ausgeschlossen werden können.
Cordileone: Biden stellt sich gegen Kirche und Wissenschaft
Im Gespräch mit der Jesuitenzeitschrift „America Magazine“ erklärte Cordileone, dass Präsident Biden, der immer wieder betont, als Privatperson gegen Abtreibung zu sein, als Politiker jedoch für ein „Recht“ auf Abtreibung eintritt, in der Abtreibungsfrage offenbar eher von der Demokratischen Partei geleitet sei als von seinem katholischen Glauben. Als Beispiel für diese These wies Cordileone darauf hin, dass Biden nicht mehr der meiner sei, menschliches Leben beginne mit der Empfängnis.
Dies sie aus mehreren Gründen problematisch. Cordileone wörtlich: „Zum einen ist es keine Frage der religiösen Glaubenshaltung, wann das Leben beginnt. Die Wissenschaft sagt uns, das Leben beginnt mit der Empfängnis. Die Kirche bekräftigt dies. Somit stellt er sich explizit gegen die Lehre der Kirche und auch gegen die fundierte Wissenschaft.“
Der Erzbischof von San Francisco, der als prominenter Vertreter des konservativen Flügels der US-Bischöfe gilt, ging in dem Gespräch auch auf das jüngste Treffen von Biden und Papst Franziskus im Vatikan ein. Dass der Papst, wie von Biden nach dem Treffen behauptet, gesagt habe, der US-Präsident sei ein guter Katholik und solle weiterhin die Kommunion empfangen, bezweifelte Cordileone. „Der Vatikan hat das weder bestätigt noch bestritten, aber gut möglich, dass der Papst das nicht gesagt hat.“ Die Menschen neigten dazu, das zu hören, was sie hören wollten, so der 65-Jährige.
Medien haben Eucharistie-Dokument politisiert
Bei ihrer Herbstvollversammlung in der kommenden Woche werden die US-Bischöfe auch über ein Dokument zur Eucharistie abstimmen. Viele Beobachter erwarteten im Vorfeld, dass die Bischöfe darin eine Empfehlung abgeben würden, ob katholische Politiker, die in der Abtreibungsfrage nicht die Lehre der Kirche vertreten, vom Kommunionempfang ausgeschlossen werden könnten. Hierzu erklärte Cordileone, das Dokument sei von den Medien politisiert worden. Es handele sich um ein „Lehrschreiben“, das jedoch keine Person beim Namen nennen werde, sondern von der Eucharistie als Geschenk spreche, das es „zu feiern, zu empfangen und zu leben“ gelte. Gleichzeitig räumte er ein: „Ich muss so ehrlich sein und zugeben, dass es die Wahl von Präsident Biden war, die die Sache vorangetrieben hat.“ Dass nun ein katholischer Präsident im Weißen Haus sitze, der Abtreibung so aggressiv befürworte, habe die Dringlichkeit für ein solches Dokument erhöht.
Auf die Frage, ob es möglich sein sollte, Politiker vom Kommunionempfang auszuschließen, meinte Erzbischof Cordileone, ein Bischof oder Gemeindepfarrer müsste mit den Menschen das Gespräch suchen, um ihnen zu helfen, sich auf einen Weg der Konversion zu begeben. „Aber wenn der Pfarrer feststellt, dass es keinen Weg für diesen Katholiken gibt, auf diesem Weg weiter voranzukommen – und das ist eine sehr ernste Angelegenheit, die für viel Aufruhr sorgt – kann ein Grund vorliegen, um jemanden vom Kommunionempfang auszuschließen.“ Zugleich mahnte Cordileone auch die Bischöfe untereinander zu gegenseitigem Respekt. „Wir müssen einander respektieren, wenn wir so handeln, wie wir es in unserem Gewissen für richtig halten.“ DT/mlu
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