Der Bischöfe von Münster, Felix Genn, hat sich zum Thema des sexuellen Missbrauchs durch Priester und Ordensleute geäußert. Diesen bezeichnete Genn als „beschämende Wirklichkeit“, mit der die katholische Kirche in diesen Tagen wieder aufs Neue konfrontiert werde.
Genn: "Kein Verhalten zerstört Vertrauen schändlicher als Missbrauch"
„Es gibt kein Verhalten, durch das Vertrauen schändlicher zerstört wird als durch sexuellen Missbrauch und dadurch, dass dieses widerwärtige Verbrechen auch von kirchlichen Verantwortlichen zu leicht übergangen und auch vertuscht wurde und wird“, beklagte der Münsteraner Bischöfe. Natürlich sei es gut und wichtig, dass man sich hierfür bei den Opfern entschuldige. „Bei allem, was wir tun, müssen die Opfer im Mittelpunkt stehen“, so Genn am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz, auf der das Bistum Münster den Prozess der Markenentwicklung vorstellte.
Die Kirche müsse sich die Fragen stellen: „Wie können wir angesichts des unvorstellbaren Leids, das Priester und andere Menschen der Kirche ihnen zugefügt haben, alles uns Mögliche tun, die Verbrecher zur Rechenschaft zu ziehen? Und schließlich: Welche Maßnahmen müssen wir ergreifen, um möglichst zu verhindern, dass es weitere Opfer gibt?“
Haltung der "Nulltoleranz" nicht nur formulieren, sondern auch umsetzen
Eine Haltung der „Nulltoleranz“ gegenüber dem Verbrechen des sexuellen Missbrauchs dürfe nicht nur formuliert, sondern müsse auch umgesetzt werden. Genn betonte zudem, dass Präventionsarbeit zurecht eine große Rolle spiele, und dass es richtig sei, das Thema „Sexualität“ in der Priesterausbildung anzusprechen. Priester müssten sich ihrer Sexualität bewusst sein. „Wir dürfen aber dabei nicht stehen bleiben“, forderte der Bischöfe.
"Von Klerikalismus verabschieden"
Papst Franziskus habe zurecht beklagt, dass sexueller Missbrauch in der Kirche durch die Haltung des Klerikalismus begünstigt und gedeckt werde. „In der Konsequenz muss das heißen, dass wir uns von einem solchen Klerikalismus verabschieden.“ Das werde dazu führen, dass Priester und auch Bischöfe in der katholischen Kirche an vielen Stellen Macht und Einfluss abgeben. Man müsse zu einem neuen Verhältnis von Laien und Priestern, von Haupt- und Ehrenamtlichen, von Männern und Frauen in der katholischen Kirche kommen. Wie das konkret aussehen wird, könne Genn heute noch nicht sagen. „Ich bin aber davon überzeugt: Wir brauchen Veränderungen.“
DT/pm/mlu
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