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Unmut in der Synodenhalle

Der Grund: Auch die sollen genannt werden, die die Hauptlast der Seelsorge tragen: die geweihten Amtsträger. Doch Beim Priesterbild zeigen sich unterschiedliche Auffassungen.
Synodenhalle im Vatikan
Foto: IMAGO/IPA/ABACA (www.imago-images.de) | Gestern hatte auch Papst Franziskus bei der Synode das Wort ergriffen und in seinem Redebeitrag vom einfachen und demütigen Volk Gottes geschwärmt, von den Heiligen und Sündern, die auf dem Weg seien.

In dem Brief der römischen Synode an das Volk Gottes gibt es eine Stelle, die aufhorchen lässt: Der dringende Aufruf zur pastoralen und missionarischen Umkehr, den sich der Papst von dem synodalen Weltprozess erhofft, verlange von der Kirche, allen zuzuhören. Man müsse auf die Ärmsten hören, die Laien, Männer wie Frauen, die Familien, die Katecheten, die alle zur Heiligkeit berufen seien. Man müsse sogar auf die „achten“, die den Glauben der Kirche nicht teilen, aber nach der Wahrheit suchen.

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Doch dann wird der Text plötzlich entschiedener: „Vor allem“, so heißt es wörtlich, müsse die Kirche „die Worte und Erfahrungen der geweihten Amtsträger noch stärker einbeziehen“. Das heißt die der Priester, der „ersten Mitarbeiter der Bischöfe“, und die der Diakone, „ die durch ihren Dienst die Fürsorge der ganzen Kirche für die Schwächsten zum Ausdruck bringen“.

Kritik am ersten Entwurf des Briefs

Wie ein Teilnehmer der Bischofsversammlung, der dem strengen Synoden-Reglement zufolge nicht namentlich genannt werden soll, im privaten Gespräch bestätigte, hatte es doch Kritik am ersten Entwurf des Briefs an das Volk Gottes gegeben. Weshalb er auch zwei Tage später veröffentlicht wurde als geplant. Endlich einmal, so der Grund für die Unruhe in der Synodenhalle, sollten auch die genannt werden, die die Hauptlast der Seelsorge tragen: die geweihten Amtsträger. Und „vor allem“ seien sie einzubeziehen, wenn es um die missionarische Umkehr der ganzen Kirche gehe.

Gestern hatte auch Papst Franziskus bei der Synode das Wort ergriffen und in seinem Redebeitrag vom einfachen und demütigen Volk Gottes geschwärmt, von den Heiligen und Sündern, die auf dem Weg seien. Auf sie müsse man schauen, wenn man wissen wolle, wie die Kirche glaube. Das verband er – wieder einmal – mit einer heftigen Klerikerschelte. Es gebe Geistliche, die das Volk diktatorisch und mit einer Macho-Haltung „misshandeln“ würden. Das sei der Klerikalismus, eine Plage und Geißel, die man auch in Rom erleben könne, wenn man „den Skandal“ sehe, wie „junge Priester“ in den Klerikergeschäften „Soutanen mit Sombreros“ und „Alben mit Spitzen“ anprobieren würden.

Zwei gegensätzliche Priesterbilder

Da werden zwei Priesterbilder deutlich, über die die Beratungen über den Brief an das Volk Gottes wohl nicht so glatt gelaufen sind: Die Seelsorger, die man stärker einbeziehen müsse – und die Geistlichen, die dem Klerikalismus verfallen sind. Offensichtlich sind in der Synodenhalle Stimmen laut geworden, die nicht mehr nur den Priester alle Schuld geben und sie unter den Generalverdacht des Klerikalismus stellen wollen.

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