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Causa McCarrick: Ein Bericht über ein dunkles Kapitel

Der Vatikan veröffentlicht den McCarrick-Report und Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin spricht von „schmerzlichen Erfahrungen der Vergangenheit“, aus denen man lernen müsse.
Ehemaliger Kardinal Theodore McCarrick
Foto: Imago Images | Papst Franziskus hatte 2018 den Rücktritt Theodore McCarricks als Kardinal angenommen und ihn im Februar 2019 auch aus dem Klerikerstand entlassen.

Mit einer Erklärung von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat das vatikanische Staatssekretariat den lange angekündigten McCarrick-Report veröffentlicht, der darüber aufklären soll, welche Deckung der ehemalige Bischof und schließlich Erzbischof von Washington im Vatikan hatte, so dass der mehrfache Missbrauchstäter bis 2018 weitgehend ungehindert wirken konnte. Der Report trägt den Titel „Bericht über das institutionelle Wissen und den Entscheidungsprozess des Heiligen Stuhls in Bezug auf den ehemaligen Kardinal Theodore Edgar McCarrick (Zeitraum von 1930 bis 2017)“ und ist über vierhundert Seiten lang. Die kirchliche Karriere von McCarrick hatte noch unter dem Pontifikat von Paul VI. begonnen. Im Jahr 2000 wurde er mit seinem Wechsel nach Washington Kardinal. Papst Franziskus hat dann 2018 seinen Rücktritt als Kardinal angenommen und ihn im Februar 2019 auch aus dem Klerikerstand entlassen.

„Kein Verfahren ist frei von Fehlern“

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Es wird etwas dauern, bis der umfangreiche Report des Staatssekretariats wirklich ausgewertet ist. Aber die schriftlich verbreitete Erklärung von Kardinal Parolin ist eher defensiv. „Aus der Lektüre des Berichts wird hervorgehen“, so der Staatssekretär, „dass alle Verfahren, einschließlich der Ernennung von Bischöfen, vom Einsatz und der Ehrlichkeit der betreffenden Personen abhängen. Kein Verfahren, mag es auch noch so ausgefeilt sein, ist frei von Fehlern, weil daran Männer und Frauen mit ihrem Gewissen und ihren Entscheidungen beteiligt sind.“ 

Dieser Bericht werde sich aber auch dahingehend auswirken, heißt es in der Erklärung Parolins weiter, „dass sich alle an derartigen Entscheidungsprozessen Beteiligten über das Ausmaß ihres Urteils oder ihrer Unterlassungen stärker bewusstwerden. Diese Seiten drängen uns dazu, eingehend darüber nachzudenken und uns zu fragen, was wir in Zukunft noch mehr tun können, während wir aus den schmerzlichen Erfahrungen der Vergangenheit lernen.“

„Großer Schmerz über die Wunden“

Einleitend hatte Parolin erläutert, dass es sich bei dem umfangreichen Report um einen Text handelt, „der die sorgfältige Überprüfung aller relevanten Unterlagen in den Archiven des Heiligen Stuhls, der Nuntiatur in Washington und der in verschiedener Weise beteiligten Diözesen in den Vereinigten Staaten verarbeitet hat.“ Diese Untersuchung sei dann durch Informationen ergänzt, die in Gesprächen mit Zeugen und mit Personen gewonnen worden, die über die Fakten unterrichtet waren. „Wir veröffentlichen diesen Bericht“, so der Kardinal, „mit großem Schmerz über die Wunden, die diese Geschichte den Opfern, ihren Angehörigen, der Kirche in den Vereinigten Staaten und der Universalkirche zugefügt hat.“  DT/gho

Weitere Hintergründe zum nun veröffentlichten McCarrick-Report erfahren Sie in der kommenen Ausgabe der Tagespost.

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