Josef Schuster hat Recht, wenn er von einem „Tiefpunkt von Menschlichkeit“ spricht. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden stellte zu den zahlreichen Anti-Israel-Demonstrationen fest, die vor allem in den großen Städten nun stattfinden: Wer angesichts des Jahrestages des Hamas-Massakers nicht in der Lage sei, „wenigstens ein Stück Empathie für Jüdinnen und Juden, für die Menschen Israels, zu empfinden, der wird es nie tun – und der hat ein gewaltiges Problem“. Und fügte mit Blick auf diese Personengruppe hinzu: „Wenn wir das in Deutschland nicht klar erkennen und benennen, dass es diese Menschen unter uns gibt, dann haben wir alle ein gewaltiges Problem.“
„Demonstration“ leitet sich vom lateinischen Verb „demonstrare“ für „zeigen“ ab, Deutschland diskutiert seit Monaten darüber, ob es zur deutschen Staatsräson zähle, für Israels Sicherheit einzutreten und was dies überhaupt bedeuten könne. Unstrittig sollte jedenfalls sein, dass die Sicherheit innerhalb Deutschlands ganz oben auf unserer Prioritätenliste steht.
Mangelndes Mitgefühl für die Opfer des Hamas-Terrors
Wo die aber empfindlich gefährdet ist, das zeigen eben diese Demo-Züge, die nun durch unser Land ziehen. Da ist nicht nur die Tatsache, dass politische Konflikte von außen nach Deutschland importiert und hier ausgetragen werden. Noch viel bedeutender ist das Wie: Die Teilnehmer dieser Demos treten ja nicht nur für bestimmte politische Forderungen ein, sie zeigen vor allem ihr mangelndes Mitgefühl für die Opfer des Hamas-Terrors. Ihr ideologischer Blick lässt sie die Leiden der Opfer vergessen, statt mit Mitgefühl reagieren sie mit Hass und Häme.
Sie zeigen damit der gesamten Öffentlichkeit, welches große Maß an Inhumanität in unserer Gesellschaft schlummert. Das ist eine tickende Zeitbombe, die die Sicherheit in Deutschland nachdrücklich gefährdet. Vor allem auch deswegen: Ob diese Bombe explodiert, hängt an Ereignissen außerhalb von Deutschland, die auch von hier aus nicht zu steuern sind. Dieser Sicherheitsgefahr muss sich dieser Staat stellen.
Ein erster Schritt wäre, diese Demos sofort zu unterbinden, sobald sich diese Unmenschlichkeit in der Öffentlichkeit zeigt. Die zweite viel schwierigere Herausforderung: Der Hass entsteht aus einer bestimmten Ideologie heraus. Aber auch dieses Denken wird von außen gesteuert. Es wird keine einfache Lösung geben.
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.