Die Stadt Augsburg ehrt den Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, mit ihrem Friedenspreis. Zur Begründung hieß es, Schuster setze sich „über Jahrzehnte hinweg unermüdlich für Verständigung, Toleranz und den Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus“ ein. Als Präsident des Zentralrates der Juden habe er „in einer Zeit zunehmender gesellschaftlicher Spaltung und des Wiederauflebens extremistischer Ideologien eine klare und unmissverständliche Stimme für Menschlichkeit, respektvollen Umgang und ein friedliches Miteinander“ erhoben.
Schuster wurde am 20. März 1954 in Haifa geboren und studierte Humanmedizin in Würzburg. 1998 übernahm er den Vorsitz der jüdischen Gemeinde in Würzburg – ein Amt, das bereits sein Vater von 1958 bis 1996 innehatte. 2002 wählte ihn der bayerische Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden zu seinem Präsidenten, 2010 folgte die Wahl zum Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland. Seit dem 30. November 2014 steht er an dessen Spitze; 2018 und 2022 wurde er jeweils einstimmig wiedergewählt. Im April 2020 berief ihn die Bundesregierung in den Deutschen Ethikrat.
Nach Ansicht der Jury geht Schusters Engagement „weit über die Belange der jüdischen Gemeinschaft hinaus“. Er suche den Dialog mit anderen Religionsgemeinschaften, politischen Entscheidungsträgern und der Zivilgesellschaft, um Brücken zu bauen und Vertrauen zu schaffen. Schuster habe sich nicht gescheut, „unbequeme Wahrheiten anzusprechen, wenn demokratische Werte in Gefahr gerieten.“
Kritische Haltung zur AfD
Schuster plädiert seit Jahren dafür, jüdisches Leben in Schulen nicht auf die Zeit des Holocaust zu reduzieren. Es sei entscheidend, „Werte zu vermitteln und Wissen über das Judentum“ zu fördern, das seit 1700 Jahren Teil der deutschen Kultur sei. Kritisch äußert er sich vor allem zur AfD – insbesondere zu deren Haltung zur Erinnerungskultur und zur fehlenden Abgrenzung von extremistischen Positionen.
Das Augsburger Hohe Friedensfest wird seit 1650 jährlich am 8. August begangen. Es geht zurück auf den Westfälischen Frieden von 1648, der die Parität zwischen Katholiken und Protestanten in Augsburg wiederherstellte. Ursprünglich von den Protestanten gestiftet, wurde es im Nationalsozialismus abgeschafft und 1950 als gesetzlicher Feiertag – nur für die Stadt Augsburg – wieder eingeführt. Seit 2018 gehört es zum UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes.
Der Gedanke des Friedens, so die Jury, sei fest im Zusammenleben einer Stadtgesellschaft verankert, in der Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Konfession gemeinsam leben. Das Programm zum Friedensfest bringe es auf den Punkt: „Niemand soll mehr aufgrund seiner Religion oder Herkunft ausgeschlossen werden!“ (DT/jg)
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