Die Debatte um das neue Schulpapier der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) gewinnt an Schärfe. Mehrere Bischöfe haben sich mittlerweile ausdrücklich von dem Papier der DBK-Schulkommission mit dem Titel „Geschaffen, erlöst und geliebt. Sichtbarkeit und Anerkennung der Vielfalt sexueller Identitäten in der Schule“ distanziert. Besonders deutlich äußerte sich Bischof Rudolf Voderholzer (Regensburg) am Rande der Herbstvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern.
Er kritisierte, im Umgang mit dem Papier sei nicht gemeinsam gerungen worden, vielmehr werde „eine politische Agenda durchgezogen auf Teufel komm raus“. Er wolle „nicht in 30 Jahren hören, dass die katholische Kirche auch hier wieder mitgemacht hat.“ So wie in diesem Fall sei es bei vielen Themen des Synodalen Weges gelaufen, fügte er hinzu. Nun legt das katholische Internetportal „Communio“ neue Hintergrundinformationen zur Entstehung des Dokuments vor.
Ständiger Rat wollte kein „Wort der Bischöfe“
Der Ständige Rat der DBK hatte im Juni beschlossen, das Schreiben nicht als gemeinsames „Wort der deutschen Bischöfe“ zu veröffentlichen. Stattdessen wurde es an die zuständige Kommission VII „Erziehung und Schule“ zurückverwiesen – mit der Aufgabe, eingegangene Änderungswünsche der Bischöfe zu berücksichtigen und das Papier anschließend als Kommissionsdokument herauszugeben. Tatsächlich wurde jedoch nur wenig verändert.
Bischof Stefan Oster hatte bereits zuvor in einem Blogbeitrag kritisiert, dass seine Einwände kaum Beachtung gefunden hätten. Seine Bitte, die katholische Lehre zur „christlichen Identität“ deutlich aufzunehmen, sei „im Wesentlichen“ abgelehnt worden. Lediglich im Geleitwort – nicht jedoch im eigentlichen Text – werde die „Freundschaft mit Christus“ knapp erwähnt, dabei jedoch „anders ausgelegt, als ich sie im Blick auf die Problematik dargestellt hatte“. Oster stellte klar: „Wenn auch auf dem Umschlag der Broschüre steht: ‚Die deutschen Bischöfe‘, dann spricht der Text trotzdem nicht in meinem Namen.“
Timmerevers-Alleingang?
Dem schlossen sich Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) und Bischof Voderholzer an und stellten sich ausdrücklich und vollumfänglich hinter Osters Kritik. Auch innerhalb der Schulkommission dürfte das Papier keine einheitliche Zustimmung gefunden haben, sitzen dort doch auch Bischöfe, deren Abstimmungsverhalten auf dem Synodalen Weg in es eher unwahrscheinlich erscheinen lässt, sie hätten das Schulpapier durchgewunken.
Dem neuen „Communio“-Bericht zufolge war es der Vorsitzende der Schulkommission, Bischof Heinrich Timmerevers (Dresden-Meißen), der bestimmte, welche Änderungsvorschläge in welcher Form berücksichtigt wurden. Gemeinsam mit DBK-Generalsekretärin Beate Gilles habe er zudem entscheiden, das Dokument ohne erneute Vorlage beim Ständigen Rat zu veröffentlichen, obwohl ein Bischofskollege eben darum gebeten habe. Begründung: dies sei im Juni nicht beschlossen worden. DT/dsc
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