Kommentar um "5 vor 12"

Versöhnung statt Spaltung

Glaube und Vernunft gehören zusammen. Das gilt auch für den Schutz des menschlichen Lebens, wo klare Argumente zählen. Aggressivität ist hier fehl am Platz.
Schutz des menschlichen Lebens verlangt einfühlsames Vorgehen
Foto: (www.imago-images.de) | Der Schutz des menschlichen Lebens verlangt einfühlsames Vorgehen und gute Argumente.

Vernunft und Glaube scheinen unter Christen mitunter zu feindlichen Brüdern geworden zu sein, wenn es um Lebensschutzthemen geht. Gerade unter praktizierenden Gläubigen schadet dieser Mangel der kirchlichen Verkündigung und auch dem Apostolat derer, die unaufgeregt für die kirchliche Lehre über das menschliche Leben eintreten. Die Frage, was man öffentlich noch zum Recht auf Leben sagen kann, beschäftigt viele Kirchgänger, seitdem sich in den sozialen Netzwerken ein Shitstorm über einen Ordensmann in Ostdeutschland ergoss, der an Weihnachten unmissverständliche Predigtworte über das christliche Familienbild fand.

Lesen Sie auch:

Starke Argumente

Dass sich die Klarheit in der Verkündigung und im Apostolat mit der Tugend der christlichen Klugheit paaren muss, bleibt ein hoher Anspruch. Ein wohltuendes Kontrastprogramm zu dem Geifer, den Getaufte mitunter gegen andersdenkende Mitchristen verbreiten, bot die jüngste Onlineschulung der Lebensrechtsorganisation Alfa. Der Liturgiewissenschaftler Cornelius Roth, der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt und Cornelia Kaminski boten starke Argumente zu den hochemotional besetzten Themen Lebensschutz und Liturgie. Deutlich wurde, dass Versöhnung das Leitmotiv christlichen Lebensschutzes ist. Die Kirche hält die Tür offen für alle, die abgetrieben haben und ebenso für jene, denen nicht klar ist, dass die katholische Kirche kompromisslos für das Lebensrecht des Menschen eintreten muss.

Keine Aggressivität

Cornelius Roth und Bischof Ipolt bedienten mit keiner Silbe die Fehlvorstellung, Aggressivität gegen den kirchenpolitischen Gegner sei im Lebensschutz tolerabel und appellierten auch nicht an Katholiken, die nicht auf dem Boden des Lehramts stehen, besser aus der Kirche auszutreten. Zudem zeigen die Vorschläge für Segensfeiern für Mütter und Ungeborene sowie eine stärkere Präsenz des Themas Lebensschutzes in liturgischen Feiern, dass lehramtstreue Katholiken nicht reformfeindlich sind. Das gemeinsame Gebet für den Schutz des Lebens bietet hier zweifellos Spielräume für morgen.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Regina Einig Bischof Cornelia Kaminski Cornelius Roth Lebensschutz Liturgiewissenschaftler Wolfgang Ipolt

Weitere Artikel

Was darf in der Seelsorge noch offen gesagt werden? Eine Online-Schulung der „Aktion Lebenrecht für Alle“ lotet liturgische Spielräume aus.
18.02.2023, 09 Uhr
Regina Einig
Ein Widerspruch mit aufrichtigem Bedauern – Eine Antwort auf den überaus lesens- und bedenkenswerten Essay „In neuem Licht“ von Enrique Prat.
16.09.2022, 09 Uhr
Cornelia Kaminski
Relecture empfohlen: Die 13. Liturgische Fota- Konferenz empfiehlt Joseph Ratzingers "Der Geist der Liturgie" erneut zu lesen.
14.07.2022, 11 Uhr
Regina Einig

Kirche

Der Vatikan schreibt erneut an den DBK-Vorsitzenden Bätzing und erteilt zentralen Synodalforderungen eine Absage. Der Sprecher der Bischöfe betont, im Gespräch bleiben zu wollen.
30.03.2023, 16 Uhr
Meldung
In der 22. Folge des „Katechismus-Podcasts“ der „Tagespost“ befasst sich Theologin Margarete Strauss mit der Bedeutung des Neuen Testaments, insbesondere der Evangelien.
30.03.2023, 14 Uhr
Meldung
Das Prophetische im Denken wie in der Verkündigung von Papst Benedikt XVI. stand im Fokus einer hochkarätigen Fachtagung im Zisterzienserstift Heiligenkreuz.
30.03.2023, 09 Uhr
Stephan Baier