Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Washington

US-Repräsentantenhaus stimmt für Abtreibung als Verfassungsrecht

Das US-Repräsentantenhaus stimmt dafür, ein „Recht“ auf Abtreibung in der Verfassung zu verankern. Kritiker warnen vor Abtreibungen bis zur Geburt.
Repräsentantenhaus stimmt für liberales Abtreibungsgesetz
Foto: Liu Jie (XinHua) | Das Abstimmungsergebnis fiel nahezu exakt entlang der Parteilinien aus: Nur der demokratische Abgeordnete Henry Cuellar aus Texas stimmte nicht mit den anderen Parteikollegen für das Gesetz.

In den USA hat das Repräsentantenhaus einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der ein „Recht“ von Frauen auf Abtreibung in der Verfassung verankern würde. Mit 218 zu 211 Stimmen votierten die Abgeordneten am vergangenen Freitag für den sogenannten „Women’s Health Protection Act“. Das Abstimmungsergebnis fiel nahezu exakt entlang der Parteilinien aus: Nur der demokratische Abgeordnete Henry Cuellar aus Texas stimmte nicht mit den anderen Parteikollegen für das Gesetz. Alle Republikaner stimmten dagegen.

Beschränkungen bei Spätabtreibungen aufgehoben

Der Gesetzesentwurf spricht Frauen ein in der Verfassung verankertes Recht auf Abtreibung zu. Sollte er in Kraft treten, würden alle von den Bundesstaaten erlassenen Einschränkungen bei Abtreibungen, die vor der Überlebensfähigkeit des ungeborenen Kindes durchgeführt werden, hinfällig. Zudem würden derzeit geltende Beschränkungen bei Spätabtreibungen aufgehoben, wenn das Leben oder die Gesundheit der Mutter in Gefahr sind. Kritiker des Gesetzentwurfs sehen darin eine Hintertür, straffreie Abtreibungen ohne zeitliche Frist zu ermöglichen.

Lesen Sie auch:

Lebensschützer sowie die katholischen Bischöfe des Landes warnen schon seit längerem vor dem Gesetz. Auch jüngst äußerten sie wieder Kritik: „Bei dem Gesetz geht es in Wahrheit um Abtreibungen bis zur Geburt“, erklärte Marjorie Dannenfelser, Präsidentin der Lebensschutz-Organisation „Susan B. Anthony List“.

"Jede Abtreibung ist ein Übel"

Der Erzbischof von Denver, Samuel Aquila, warnte, der Gesetzesentwurf werde „Tausende schutzloser Leben aufs Spiel setzen, und es muss verhindert werden, dass er in Kraft tritt“. Zudem betonte er, die Position der Kirche sei eindeutig: „Jede Abtreibung ist ein Übel.“ Es stehe viel Arbeit bevor, „um die Herzen und Köpfe derjenigen zu verändern, die Abtreibung als etwas betrachten, das man schätzen soll, besonders derer, die für sich beanspruchen, Jesus Christus zu folgen“. Salvatore Cordileone, Erzbischof von San Francisco, hatte die Kongressabgeordneten im Vorfeld der Abstimmung dazu aufgerufen, ihren „freien Willen“ auszuüben und gegen die „Legalisierung von Kindstötungen selbst wenige Wochen vor der Geburt“ zu stimmen.

Dass der „Women’s Health Protection Act“ in der zweiten Kammer des Kongresses, dem Senat, angenommen wird, gilt als äußerst unwahrscheinlich.  DT/mlu

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Meldung Bischof Demokratie Erzbischöfe Jesus Christus Kongressabgeordnete Schwangerschaftsabbruch

Weitere Artikel

Die USA, Kanada und die EU nehmen den chinesischen Giganten TikTok stärker ins Visier. Auch US-Big Tech befürchtet die maoistische Maxime: „Bestrafe einen, erziehe viele.“
14.03.2023, 15 Uhr
Stefan Ahrens
Kevin McCarthys Zeit könnte schnell wieder vorbei sein. Das liegt auch an seiner heiklen politischen Strategie: dem Spagat zwischen rechtem Parteiflügel und Establishment.
09.02.2023, 17 Uhr
Maximilian Lutz

Kirche

Jacques Barthieu starb auf Madagaskar den Martyrertod bei einem Angriff von Rebellen.
08.06.2023, 07 Uhr
Claudia Kock
Franziskus wird am Nachmittag unter Vollnarkose die Bauchhöhle geöffnet. Danach muss der Papst mehrere Tage in der Klinik bleiben.
07.06.2023, 10 Uhr
Meldung
Der biblisch gut belegte Zorn Gottes ist ein blinder Fleck der zeitgenössischen Theologie. Die Hochschule Heiligenkreuz nahm ihn in den Blick.
08.06.2023, 11 Uhr
Stephan Baier
Zeichen, an dem sich die Geister scheiden: Der Dogmatiker Jan-Heiner Tück arbeitet in einem Essay-Band verschiedene Perspektiven auf das Kreuz heraus.
07.06.2023, 07 Uhr
Stefan Hartmann
„Vereint mit allen Engeln“. In der 61. Folge des Katechismuspodcast erklärt Theologe Andreas Wollbold die Gegenwart der Engel in der Kirche.
07.06.2023, 14 Uhr
Meldung