Der amtierende US-Präsident Donald Trump hat neue Maßnahmen vorgestellt, um die Kosten für In-Vitro-Fertilisation (IVF) zu senken und den Zugang zu Fruchtbarkeitsbehandlungen in den USA auszuweiten. Ziel sei es, „amerikanischen Familien den Traum vom eigenen Kind zu erleichtern“, heißt es in einer Mitteilung, die das Weiße Haus am Donnerstag veröffentlichte. Viele Paare könnten sich die hohen Ausgaben für eine IVF-Behandlung derzeit nicht leisten.
Daher wolle man „die finanziellen Hürden für Paare mit Kinderwunsch senken“ und die Versorgung mit „hochwertiger, erschwinglicher Fruchtbarkeitsmedizin“ verbessern, so die Trump-Regierung. Insbesondere sollen die Kosten für Medikamente, die einen erheblichen Teil der Gesamtausgaben von Fruchtbarkeitsbehandlungen ausmachten, deutlich reduziert werden.
Trump will Regierungswebsite zum Kauf von Hormonpräparat einrichten
Zentraler Bestandteil des angekündigten Maßnahmenpakets ist eine Vereinbarung mit dem Pharmaunternehmen EMD Serono. Demnach sollen die Medikamente zur Fruchtbarkeitsbehandlung dieses Anbieters in den USA künftig zu einem sogenannten „Most-Favored-Nation“-Preis angeboten werden – also zu dem günstigsten Preis, der auch in anderen Ländern gilt. Trump erklärte, die Vereinbarung werde die „unfairen Preisunterschiede“ für amerikanische und ausländische Patienten beenden. Konkret betrifft das unter anderem das häufig verwendete Hormonpräparat GONAL-F, das künftig über eine eigene Plattform der Regierung, TrumpRx.gov, zu stark vergünstigten Konditionen erhältlich sein soll.
Laut dem Weißem Haus sollen Patientinnen dadurch bis zu 2.200 US-Dollar pro Behandlungszyklus sparen. Zusätzlich sollen Frauen mit niedrigem und mittlerem Einkommen weitere Preisnachlässe erhalten. EMD Serono habe sich zudem verpflichtet, neue Medikamente zu ähnlichen Konditionen auf den Markt zu bringen und die Produktion in den USA auszubauen.
Ein weiterer Punkt betrifft die Arbeit der US-Arzneimittelbehörde FDA („Food and Drug Administration“). Diese soll den Zulassungsprozess für ein preisgünstigeres Medikament zur Fruchtbarkeitsbehandlung beschleunigen. Dazu wird das Präparat in ein spezielles Zulassungsprogramm aufgenommen, mit dem die Prüfzeit von bislang bis zu einem Jahr auf ein bis zwei Monate verkürzt werden kann. Durch diese beschleunigte Zulassung könnten „der Wettbewerb gestärkt und die Kosten für Patientinnen weiter gesenkt“ werden, heißt es aus dem Weißen Haus. Ein ähnlicher Mechanismus war in der Vergangenheit bereits bei neuartigen Medikamenten gegen seltene Krankheiten eingesetzt worden.
Versicherungsoption zu Fruchtbarkeitsleistungen für Arbeitnehmer
Darüber hinaus plant die Regierung, eine neue Versicherungsoption einzuführen, die es Unternehmen ermöglichen soll, ihren Angestellten Fruchtbarkeitsleistungen anzubieten – ähnlich wie dies bereits mit Zusatzversicherungen für Zahn- oder Augenbehandlungen der Fall ist. Laut dem Weißen Haus soll das Angebot den gesamten Bereich von Fruchtbarkeitsbehandlungen umfassen – von der Diagnostik über medikamentöse Therapien bis hin zu IVF-Verfahren. „Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben bisher keinen Zugang zu solchen Leistungen über ihre Gesundheitspläne“, heißt es in der Mitteilung. Derzeit böten nur rund 42 Prozent der Arbeitgeber in den USA Fruchtbarkeitsbehandlungen an; bei IVF seien es sogar nur 32 Prozent.
Mit dem Maßnahmenpaket verfolgt die Regierung nach eigenen Angaben das Ziel, die Vereinigten Staaten „zum führenden Land für erschwingliche, qualitativ hochwertige Fruchtbarkeitsversorgung“ zu machen. US-Präsident Trump spreche sich schon lange dafür aus, die Zahl der Kinder zu erhöhen und amerikanische Familien zu vergrößern.
Die katholische Kirche lehnt die In-Vitro-Fertilisation ab, da sie nicht mit der kirchlichen Lehre vereinbar sei. Im Katechismus heißt es, IVF sei „moralisch nicht akzeptabel“, da die Fortpflanzung vom Geschlechtsakt getrennt und so eine „Dominanz der Technologie“ über das menschliche Leben hergestellt werde. Anders verhält es sich im evangelikalen Protestantismus, der künstliche Befruchtung als zulässig ansieht.
Reaktionen fallen gemischt aus
Die Reaktionen auf Trumps Pläne fielen gemischt aus. Die Katholikin und Gründerin der Lebensschutzorganisation „Live Action“, Lila Rose, kritisierte die Ankündigung der US-Regierung über den Kurzmitteilungsdienst „X“. Rose wies darauf hin, dass durch IVF „mehr Babys getötet werden als durch Abtreibung“. Millionen von Embryonen würden „tiefgefroren, entsorgt oder zerstört“, während sich nur aus sieben Prozent geborene Kinder entwickeln würden. IVF sei daher „keine Lösung für Fruchtbarkeitsprobleme“.
Die Veranstalter des amerikanischen Marsches für das Leben wiederum begrüßten auf Anfrage der „Catholic News Agency“ den Fokus der Regierung auf den Themen Kinder und Fruchtbarkeit, betonten aber gleichzeitig, dass dabei das menschliche Leben in allen Stadien geschützt werden müsse, auch im Embryostadium. „Der Wunsch nach Elternschaft ist natürlich und gut. Kinder sind ein Segen. Das Leben ist ein Geschenk.“ Die Ankündigung des Weißen Hauses wurzele in diesen „fundamentalen Wahrheiten“. Gleichzeitig ermutige man die Regierung, bei allen politischen Initiativen in Sachen IVF „das menschliche Leben in seinen frühesten Stadien zu schützen und voll in Einklang mit den grundlegenden Standards der Medizinethik zu handeln“.
Für Aufsehen gesorgt hatte in diesem Zusammenhang im Februar 2024 ein Urteil des Obersten Gerichtshofs des US-Bundesstaats Alabama, wonach tiefgefrorene Embryonen, die bei IVF-Behandlungen zum Einsatz kommen, ungeborene Kinder und damit Personen seien. Derlei Embryonen zu vernichten falle demnach unter Alabamas „Wrongful Death of a Minor Act“ – ein Gesetz, unter dem Schadensersatzansprüche im Falle der „widerrechtlichen Tötung eines Minderjährigen“ geltend gemacht werden können. Das Parlament des Bundesstaats verabschiedete daraufhin ein neues Gesetz, das straf- und zivilrechtliche Immunität gewährt, wenn im Rahmen von IVF-Behandlungen tiefgefrorene Embryonen vernichtet werden. DT/mlu
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.