Immer wieder ergreift die Regierung von US-Präsident Donald Trump Maßnahmen zur Stärkung der internationalen Religionsfreiheit. Ob das Thema dem Präsidenten ein tatsächliches Anliegen ist, oder ob sich hinter dem Engagement hauptsächlich eine politische Strategie verbirgt, wird intensiv diskutiert.
Persönliche Religiosität schwer einzuschätzen
Für den US-Experten Michael Hochgeschwender ist Trumps persönliche Religiosität „schwer einzuschätzen, da er sie kaum thematisiert, und wenn er es dennoch tut, meist über sich und nicht über Gott redet“. Das erklärt der Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte, Empirische Kulturforschung und Kulturanthropologie an der Ludwig-Maximilian-Universität München gegenüber dieser Zeitung. Man könne aber gleichzeitig nicht leugnen, dass Trump wisse, was er dem religiösen Segment seiner Kernklientel schuldet.
Aber selbst wenn sich nach außen bei Trump vieles auf Rhetorik beschränke – es sei dem amtierenden Präsidenten immerhin gelungen, sich dem Thema Religionsfreiheit aktiv zuzuwenden, „was nicht selbstverständlich ist“, meint Hochgeschwender. Und auch innenpolitisch habe Trump das Klima für die Religionen gegenüber säkularisierenden Ansprüchen der Liberalen deutlich bessern können.
Welche Rolle religiöse Motivationen bei den Wahlen spielen
Für Michael Hochgeschwender bleibt darüber hinaus fraglich welche Rolle religiöse Motivationen bei der kommenden Präsidentschaftswahl überhaupt spielen werden. „ Ich sehe im Moment eher einen Primat säkularer, gesellschaftspolitischer und wirtschaftspolitischer Probleme beziehungsweise Erfolge.“ Dazu zählten etwa der wirtschaftliche Aufschwung des Landes und die sinkende Arbeitslosigkeit – Entwicklungen, denen die Demokraten derzeit wenig Substanzielles entgegenzusetzen hätten.
DT/mlu
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