Die Regierung von US-Präsident Donald Trump steht vor einer bedeutenden Wende in ihrer Lateinamerikapolitik: Der US-Sondergesandte für Lateinamerika, Mauricio Claver-Carone, stellte die neue Strategie der USA kürzlich im Rahmen eines Forums am Miami Dade College dar. Washington setzt offenbar auf einem mehrdimensionalen Ansatz, der wirtschaftliche Sanktionen, diplomatischen Druck und gezielte Unterstützung demokratischer Kräfte kombiniert. Besonders bemerkenswert ist dabei der von Claver-Carone als „chirurgisch“ bezeichnete Ansatz gegenüber Kuba, der darauf abziele, die Machthaber in Havanna zu schwächen, ohne dabei die kubanische Zivilbevölkerung übermäßig zu belasten.
Im Falle Venezuelas verfolgt Trump einen noch gezielteren Ansatz. Die US-Regierung hat ihre Bemühungen intensiviert, das Maduro-Regime durch präzise rechtliche und wirtschaftliche Maßnahmen zu isolieren. Ein Schwerpunkt liege dabei, so Claver-Carone, auf der Identifizierung und Sanktionierung von Schlüsselfiguren und Unternehmen, die das System stützen. Diese Politik werde durch intensive diplomatische Bemühungen flankiert, wie sich an der engen Zusammenarbeit mit Argentinien zur Unterstützung der venezolanischen Opposition zeige.
Trump will Maduro-Regime in die Knie zwingen
Die systematische Reduzierung der Abhängigkeit von venezolanischem Öl diene nicht nur wirtschaftlichen Interessen, sondern sei Teil einer umfassenderen geopolitischen Strategie. Durch die Schwächung dieser wichtigen Einnahmequelle soll der finanzielle Spielraum des Maduro-Regimes eingeschränkt werden, was dessen Fähigkeit zur Machterhaltung fundamental beeinträchtigen könnte.
Die Sicherheitspolitik spielt ebenfalls eine zentrale Rolle in der US-Strategie. Claver-Carone zog dabei historische Parallelen, indem er das aktuelle Vorgehen gegen kriminelle Organisationen wie den „Tren de Aragua“ mit den Erfahrungen der Mariel-Bootskrise von 1980 verglich. Diese Analogie verdeutliche die langfristigen Herausforderungen, denen sich die USA in der Region gegenübersehen.
Im wirtschaftspolitischen Bereich setze die Trump-Administration auf eine differenzierte Zollpolitik, die lateinamerikanischen Ländern relative Vorteile gegenüber asiatischen Konkurrenten verschafft: „Die asiatischen Länder haben das Drei- bis Fünffache dessen, was die Region Amerika hat. Letztendlich sind also die Vereinigten Staaten und mit ihnen Lateinamerika die Hauptnutznießer dieser Politik“, so der Sondergesandte. Diese Strategie sei Teil eines größeren Plans zur Neuordnung globaler Handelsbeziehungen und soll die wirtschaftliche Integration der amerikanischen Hemisphäre fördern.
Die Region langfristig stabilisieren
Trotz der konfrontativen Linie gegenüber Kuba und Venezuela unterstrich Claver-Carone das grundsätzliche Engagement der US-Regierung für Lateinamerika. Washington sehe es als strategische Aufgabe, die Region langfristig zu stabilisieren, demokratische Strukturen zu stärken und autoritäre Regime zu isolieren.
Die neue US-Politik gegenüber Lateinamerika gehe jedoch weit über reine Sanktionen und Handelspolitik hinaus. Sie umfasse ein breites Spektrum an Maßnahmen zur Förderung demokratischer Strukturen und zur Eindämmung autoritärer Einflüsse. Dabei setze Washington verstärkt auf die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern und die Unterstützung zivilgesellschaftlicher Akteure.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob der neue Ansatz der US-Regierung die gewünschten Resultate erzielt. Unabhängig davon könnte die vorgestellte Strategie als Blaupause für künftige regionale Engagement dienen. Der gewählte Ansatz kombiniert dabei traditionelle Instrumente der Macht- und Wirtschaftspolitik mit innovativen Elementen der regionalen Zusammenarbeit. Diese Politik könnte nicht nur die politische Landschaft in Kuba und Venezuela verändern, sondern auch weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Region haben.
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