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Trump, der Putin-Freund

Trumps Worte zu Russlands Krieg überraschen nicht, sind deshalb aber nicht weniger erschreckend. Sollte er gewählt werden, dürfte es mit Amerikas Unterstützung der Ukraine vorbei sein.
CPAC-Konferenz in Washington
Foto: Alex Brandon (AP) | Auch wenn Trump als Präsident den Krieg kaum in nur einem Tag beendet dürfte, so würde mit ihm an der Spitze ein ganz anderer Wind in Washington wehen.

Einen Tag. Nicht länger werde es Donald Trump zufolge dauern, ehe er den Krieg zwischen Russland und der Ukraine beenden würde. Derart großspurig äußerte sich der ehemalige US-Präsident am Wochenende bei der „Conservative Political Action“-Konferenz (CPAC), inzwischen ein Forum für Republikaner vom äußersten rechten Rand. Er wisse ganz genau, was er zu Russlands Präsident Wladimir Putin sagen müsse, so Trump. „Ich verstehe mich bestens mit ihm.“

"Fanatiker und Narren" in der eigenen Partei

Nun ist Trump für seinen Hang zur Selbstverherrlichung bekannt. Die Äußerungen des 76-Jährigen dürfen aber nicht auf die leichte Schulter genommen werden. So warnte er außerdem vor einem „dritten Weltkrieg“, bezichtigte die Demokraten der „Kriegstreiberei“ und schimpfte über „Fanatiker und Narren“ auch in den Reihen der eigenen Partei. Militärische Hilfe für die Ukraine? Würde er umgehend einstellen. Finanzielle Zuwendungen für das kriegsgeplagte Land? Besser in den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko stecken. 

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Das ist mehr als das bekannte Wahlkampfgetöse. Denn zum einen fallen die Worte in der Republikanischen Partei durchaus auf fruchtbaren Boden. Viele ziehen in Zweifel, weshalb man Milliarden an US-Dollar in einem Krieg im fernen Europa verpulvern sollte, wo sich doch auf heimischem Boden genügend Baustellen fänden. Um diese Position zu hören, muss man sich nicht einmal unter die hartgesottensten Trump-Anhänger begeben. Auch der Sprecher des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, sieht die Hilfsleistungen an die Ukraine kritisch. 

Zum anderen hat Trump in seiner Zeit im Oval Office unter Beweis gestellt, dass er ein Faible dafür hat, mit Autokraten und Diktatoren auf Kuschelkurs zu gehen. Siehe Kim Jong-un. Siehe Wladimir Putin. Zum ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyi hingegen hat Trump ein angeschlagenes Verhältnis. Man muss sich nur Trumps Telefonat mit Selenskyi aus dem Jahr 2019 in Erinnerung rufen, in dem Trump drängte, Ermittlungen gegen Joe Bidens Sohn Hunter einzuleiten, der damals geschäftliche Aktivitäten in der Ukraine pflegte. Der Ausgang ist bekannt: Selenskyi weigerte sich, Trump nachzugeben, und dem damaligen US-Präsident brachte die Affäre ein erstes Amtsenthebungsverfahren ein.

Langfristig sieht man China als größere Bedrohung

Auch wenn Trump als Präsident den Krieg kaum in nur einem Tag beendet dürfte, so würde mit ihm an der Spitze ein ganz anderer Wind in Washington wehen. Nicht auszuschließen, dass Trump sogar mit Putin paktiert, um das chinesische Großmachtstreben einzudämmen. Denn man ist sich parteiübergreifend einig: Langfristig stellt China die größere Bedrohung für die internationale Ordnung dar.

Die Ukraine, aber auch deren westliche Unterstützer-Nationen, die noch immer auf die USA als Taktgeber in der NATO angewiesen sind, hätten dann ein Problem. Noch ist es nicht so weit. Aber auch in der Frage, wie schnell sich Europa unabhängiger vom großen Bruder Amerika machen sollte, gilt es zu bedenken: Ein Präsident Donald Trump ist nur einen Wahlsieg entfernt. 

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