Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kiew

Russland begeht Völkermord in der Ukraine

Putin wolle die Ukrainer „zu Russen machen“, meint das Oberhaupt der ukrainischen Katholiken des byzantinischen Ritus, Swjatoslaw Schewtschuk.
Der Kiewer Großerzbischof Schewtschuk
Foto: IMAGO/Grzegorz Galazka (www.imago-images.de) | Russland habe die Ukraine immer für seine eigene Bedeutsamkeit gebraucht, meint Großerzbischof Schewtschuk.

Beim Krieg Putins gegen die Ukraine handelt es sich um Völkermord. Diese Ansicht vertritt der katholische Großerzbischof von Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk. Er vergleicht das heutige Vorgehen Russlands mit dem Holodomor Stalins vor 90 Jahren, der Millionen Menschen das Leben kostete: „Das Gleiche geschieht heute, denn diejenigen, die heute aus Russland in die Ukraine kommen, kommen nicht nur, um das Land zu nehmen, sondern auch, um jene zu vernichten, die auf diesem Land leben.“

Lesen Sie auch:

Wörtlich sagte das Oberhaupt der mit Rom verbundenen Katholiken des byzantinischen Ritus in der Ukraine in einem Interview: „Wenn man genau hinsieht, ist das ein echter Kolonialkrieg. Russland erkennt die Tatsache der Existenz des ukrainischen Volkes nicht an. Sie behaupten, dass Ukrainer zu sein bedeutet, Anhänger einer Ideologie zu sein, dass es keine Frage der ethnischen Zugehörigkeit oder der Nationalität ist.“ In diesem Krieg gehe es darum, „uns wieder zu Russen zu machen“. Doch die Ukrainer seien eine eigene Nation mit eigener Sprache, Kultur und Geschichte, erklärt Schewtschuk im Interview-Buch „Gott hat die Ukraine nicht im Stich gelassen“ gegenüber dem polnischen Journalisten Krzysztof Tomasik.

Das sowjetische System wird wiederbelebt

Russland habe die Ukraine immer für seine eigene Bedeutsamkeit gebraucht, meint der Großerzbischof. Deshalb habe es sich die ukrainischen Wurzeln angeeignet. „Sie haben sich unsere Taufe durch Volodymyr den Großen angeeignet. Sie haben sich die Geschichte der Kiewer Rus angeeignet. Sie haben die zentrale und staatsbildende Rolle Kiews gestohlen.“ Die Ukraine sei aus russischer Sicht „kein eigener Staat, sondern nur ein Gebiet, das sie beanspruchen“. Und weiter: „Sie wollen die Ukrainer zu Russen machen, und darin besteht die Tragödie dieses Krieges.“

Unter Putin werde das sowjetische System in Russland wiederbelebt. Sowjetische Mythen würden aktiviert: „Angefangen bei der Verherrlichung von Stalin und Lenin, der Wiederbelebung verschiedener kommunistischer Jugendbewegungen wie der Pioniere.“ In Russland lebe die Nostalgie für die Vergangenheit wieder auf, meint Schewtschuk: „Putins Ideologie enthält keine Vorstellung von der Zukunft. Die Ukraine dagegen blickt in die Zukunft, sie will ein europäisches Land sein, weil Millionen von Ukrainern eine andere Welt gesehen haben und erkannten, dass sie nicht mehr so leben wollen, wie sie es früher getan haben.“  DT/sba

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Meldung Josef Stalin Katholikinnen und Katholiken Russlands Krieg gegen die Ukraine Wladimir I. Lenin Wladimir Wladimirowitsch Putin

Weitere Artikel

Fällt das friedensverwöhnte Europa jetzt in seinen tragischen alten Bellizismus zurück? Nur auf den ersten Blick scheint es so.
13.03.2025, 17 Uhr
Stephan Baier
Eine alte Legende, zuletzt von Gregor Gysi vertreten: Karl Marx war gar nicht so schlimm. In einem Gastbeitrag räumt Konrad Löw, einer der profundesten Marx-Kritiker, damit auf.
04.04.2025, 10 Uhr
Konrad Löw
In Alaska wollen Donald Trump und Wladimir Putin ohne die Ukraine über die Ukraine verhandeln. Ein bedenklicher Rückfall in finstere Großmacht-Zeiten.
11.08.2025, 16 Uhr
Stephan Baier

Kirche

Leo XIV. besucht die Türkei und den Libanon, um die Einheit der Christen zu fördern und ihre Stellung im Orient zu stabilisieren.
29.10.2025, 17 Uhr
Stephan Baier
Er will „neue Landkarten der Hoffnung zeichnen“: 60 Jahre nach der Konzilserklärung zu Erziehung und Bildung bricht Papst Leo XIV. eine Lanze für eine Pädagogik im Sinn des Evangeliums
29.10.2025, 10 Uhr
Meldung
Entweder hilft die Synodalität, den Heiligen Geist wirken zu lassen, oder sie ist nutzlos und überflüssig.
29.10.2025, 06 Uhr
Guido Horst
Ein vom ZDF übertragener Queer-Gottesdienst in Münster feiert die Vielfalt und zeigt: Wo menschliche Selbstdeutung das Evangelium ersetzt, verfehlt die Liturgie ihren Sinn.
27.10.2025, 10 Uhr
Dorothea Schmidt