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Russische Soldaten foltern orthodoxe Priester

Schwere Vorwürfe gegen Putins Armee und Patriarch Kyrill erhebt im „Tagespost“-Interview der Lemberger Metropolit der autokephalen „Orthodoxen Kirche der Ukraine“, Dimitrij Rudjuk.
Friedhof in Lemberg
Foto: Stephan Baier | Der neue Teil des Friedhofs in Lemberg, wo seit Kriegsbeginn 140 überwiegend junge Soldaten begraben wurden.

Orthodoxe Priester fliehen aus den russisch okkupierten Gebieten der Ukraine. Das bestätigt der Lemberger Metropolit der autokephalen „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ (OKU), Dimitrij Rudjuk, im Gespräch mit der „Tagespost“. Im Interview auf dem Friedhof von Lemberg (Lviv) sagte er wörtlich: „Die Mehrheit unserer Priester musste fliehen. Jene, die geblieben sind, werden vielfach gefoltert.“ Fünf orthodoxe Priester seien erschossen, ein Priestermönch grausam zu Tode gefoltert worden.

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In den unter russischer Kontrolle stehenden Gebieten sei es fast unmöglich, die pastorale Arbeit weiterzuführen. „Wenn die russische Armee in ein Gebiet eindringt, suchen die Soldaten die Priester und überprüfen, welcher Kirche diese angehören. Dazu haben sie eine vorgefertigte Liste mit Fragen. Eine solche Liste wurde in der Nähe von Kiew gefunden“, berichtet Metropolit Dimitrij.

Metropolit Dimitrij wirft Patriarch Kyrill Häresie vor

Metropolit Dimitrij
Foto: Stephan Baier | Der Lemberger Metropolit der autokephalen „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ (OKU), Dimitrij Rudjuk.

Dennoch seien seit dem Beginn des Krieges am 24. Februar etwa 600 Pfarrgemeinden von der „Ukrainisch-Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats“ (UOK-MP) zur OKU gewechselt, vor allem in der Zentralukraine. Seine Kirche habe vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios die Aufgabe bekommen, die Einheit der gespaltenen Orthodoxie in der Ukraine zu suchen. „Der Krieg hat diese Frage sensibel und aktuell gemacht.“ 
Metropolit Dimitrij spricht „angesichts der militaristischen Haltung von Patriarch Kyrill“ in diesem Zusammenhang von einer „zweiten Front“.

Das Oberhaupt der russischen Orthodoxie unterstütze Putins Krieg, was unter den Gläubigen des Moskauer Patriarchats in der Ukraine für große Unruhe sorge. Im Gespräch mit der „Tagespost“ sagt Metropolit Dimitrij wörtlich: „Die Ideologie der russki mir (russischen Welt) ist eine Häresie, denn sie widerspricht dem Evangelium. Diese Ideologie zerstört alles, was christlich ist.“   DT/sba

Lesen Sie eine ausführliche Reportage über die Lage der Christen in der Ukraine in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

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