Karatschi

Pakistan: Verschlepptes christliches Mädchen ist in Sicherheit

Die von Islamisten verschleppte Katholikin Arzoo Raja aus dem südpakistanischen Karatschi ist aus der Familie ihres mutmaßlichen Entführers befreit worden. Seit Mitte Oktober galt sie als vermisst.
Christenverfolgung in Südasien
Foto: Fr. Dr. Andrzej Halemba | Wie jetzt pakistanische Medien nach Angaben von "Kirche in Not" berichteten, hatte der "Sind High Court" nach einer Anhörung am 2.

Die verschleppte und zwangsverheiratete 13-jährige Katholikin Arzoo Raja aus dem südpakistanischen Karatschi ist in Sicherheit. Das teilte das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ mit. Das Mädchen war in der südpakistanischen Stadt Karatschi verschleppt, zur Konversion und zur Heirat mit ihrem mutmaßlichen Entführer gezwungen worden. Ihr Vater hatte sie am 13. Oktober als vermisst gemeldet. Später sei sie bei dem 44-jährigen Ali Azhar aufgetaucht, der angab, das Mädchen sei konvertiert und er habe sie geheiratet.

Beschuldigter in Arrest

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Wie jetzt pakistanische Medien nach Angaben von „Kirche in Not“ berichteten, hatte der „Sind High Court“ nach einer Anhörung am 2. November die Polizei angewiesen, das Mädchen aus der Familie ihres mutmaßlichen Entführers zu befreien und in einem Frauenhaus unterzubringen. Auch habe das Gericht eine Untersuchung angeordnet, um das Alter der jungen Christin festzustellen. Das weltweite päpstliche Hilfswerk trägt die Anwaltskosten für Arzoo und unterstützt ihre Familie. Der 44-jährige Ali Azhaar sei mittlerweile in Arrest genommen worden, teilten die pakistanischen Quellen mit. Auch zwei Brüder und ein Freund des Beschuldigten befänden sich wegen mutmaßlicher Beihilfe in Haft. Eine weitere gerichtliche Anhörung ist für den 5. November angesetzt. 

„Wir freuen uns sehr über diese glückliche und schnelle Entwicklung im Fall Arzoo Raja“, erklärte Regina Lynch, Projektdirektorin von „Kirche in Not“ International. „Die jüngste Entscheidung ist ein Erfolg für den pakistanischen Rechtsstaat und für die vielen Menschen aus allen religiösen Gruppen, die sich gegen Zwangsverheiratung einsetzen. Wir hoffen und vertrauen darauf, dass auch bei anstehenden Verhandlungen das Recht und die Gerechtigkeit siegen werden. Vor allem kommt es jetzt darauf an, dass das traumatisierte Mädchengut betreut wird. ,Kirche in Not’ hilft, wo wir können.“

Proteste von Christen, Muslimen und Hindus

Menschenrechtsorganisationen zufolge werden in Pakistan jedes Jahr rund tausend christliche und hinduistische Frauen und Mädchen verschleppt und zwangsverheiratet. Seit 2014 gibt es in Pakistan ein Gesetz zur Beschränkung der Kinderheirat, auf dessen Basis Angehörige und Betroffene gegen derartige Vorfälle gerichtlich vorgehenkönnen. Der Fall Arzoo Rajahatte zahlreiche Proteste von Christen, Muslimen und Hindus ausgelöst. Die pakistanische Ministerin für Menschenrechte, Shireen Mazari, habe tsich ebenfallsin den Fall eingeschaltet, berichtete „Kirche in Not“. Nach Angaben der pakistanische Tageszeitung „Dawn“ habe der Gouverneur der Provinz Sindh, Imran Ismail, bei einem Treffen mit Angehörigen religiöser Minderheiten erklärt: „Bei der Verheiratung Minderjähriger kann es keine Kompromisse geben.“  DT/chp

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