Nach der turbulenten Woche im Bundestag tun sich die katholischen Bischöfe weiterhin schwer damit, zu einer einheitlichen Position zu finden – sogar dann, wenn sie nur für sich selbst sprechen. So hat sich der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck bei der Talkreihe „frank&frei“ des „Kölner Stadtanzeigers“ (KStA) zu den Ereignissen der Sitzungswoche im Bundestag geäußert und dabei die CDU kritisiert. Gleichzeitig distanzierte er sich, wie der KStA am heutigen Samstag berichtet, von dem zu Wochenbeginn auch aus dem Katholischen Büro Berlin ergangenen „Brandbrief“ an Parlamentarier.
Demnach sagte Overbeck: „Ich halte es für klug, aus politischen Gründen sechs Wochen vor der Wahl die Klappe zu halten, selbst wenn solche Dinge geschehen.“ Die Kirchen müssten aufpassen, „nicht zum Kommentator aller Ereignisse zu werden“. Die Bischöfe seien sich einig gewesen, dies nicht zu tun. Der Brief, in dem das Katholische und das evangelische Büro von der Zustimmung zum gestern letztlich gescheiterten „Zustrombegrenzungsgesetz“ abgeraten hatten, hatte für große Aufmerksamkeit gesorgt und war sogar von Bundeskanzler Scholz zur Kritik an der CDU genutzt worden. Später hatten sich die Bischöfe Voderholzer und Hanke von dem Schreiben distanziert, das gegen den Willen der Mehrheit der Bischöfe versandt worden war.
Entgegen der von ihm als klug empfohlenen Strategie, „die Klappe zu halten“, äußerte sich Overbeck bei der Veranstaltung aber auch selbst zum Vorgehen der CDU, deren Anträgen ebenso wie dem Zustrombegrenzungsgesetz die AfD-Fraktion im Bundestag zugestimmt hatte – einer der Anträge hatte auch dadurch eine Mehrheit gefunden. Er persönlich sei der Meinung, so Overbeck, dass sich die CDU dies nicht hätte erlauben dürfen und dass „dieser politische Akt schrecklich“ gewesen sei. Die bei der Veranstaltung ebenfalls anwesende evangelische Regionalbischöfin Petra Bahr, so der KStA-Bericht weiter, sprach hinsichtlich der Abstimmungen, bei denen die CDU eine Mehrheit mit der AfD in Kauf genommen hatte, vom „größten Tabubruch in der parlamentarischen Geschichte Deutschlands“. (DT/jra)
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