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Missbrauchsbetroffene warnt vor Abtreibung

Die Gesellschaft sehe die Tragweite der Abtreibung nicht, meint die Missbrauchsbetroffene Eva-Maria Knobel. Vor Jahrzehnten verlor sie ihr Kind durch Abtreibung – und sieht darin eine Langzeitfolge des Missbrauchs.
Bußgottesdienst im Zuge der Aufarbeitung sexueller Gewalt
Foto: (HA Medien & Kommunikation) | Der Apostolische Administrator Rolf Steinhäuser kniet bei einem Bußgottesdienst vor Kerzen im Kölner Dom. Bei dem Gottesdienst bekannte der Weihbischof das Versagen der katholischen Kirche beim sexuellen Missbrauch ...

Eva-Maria Knobel, Mitglied eines Betroffenenbeirats für sexualisierte Gewalt, hat nachdrücklich vor den unterschätzten Folgen einer Abtreibung gewarnt. Die 73-Jährige, die 1985 ihr zweites Kind durch Schwangerschaftsabbruch verlor, äußerte gegenüber dieser Zeitung, die Gesellschaft sehe die Tragweite der Abtreibung nicht. Sie wisse aber aus eigener Erfahrung in der Sterbebegleitung, wie oft die Menschen am Ende des Lebens nicht in Frieden gehen könnten, weil sie unter Schuld litten. „Wenn man wider die Natur handelt, entscheidet man sich gegen das Leben und gegen sich selbst. Das ist eine Konsequenz, die man erst sehr viel später begreift“.

Unter dem Druck der Ärzte stimmt sie zu

Sie selbst hat ihre Lebensgeschichte in einer Meditation zum Vaterunser aufgearbeitet, die am Donnerstag während eines Bußgottesdienstes im Kölner Dom verlesen wurde. Auch andere Betroffene brachten ihre Erfahrungen in den Gottesdienst ein. So wurde beispielsweise ein Lied gespielt, dessen Text Peter Bringmann-Henselder, Sprecher des Betroffenenbeirates, über sein Erleben von sexualisierter Gewalt in seiner Kindheit schrieb. Im Gottesdienst wurden die Vornamen von Betroffenen verlesen und zum Gedenken für jeden von ihnen eine Kerze vor dem Kreuz aufgestellt. Stellvertretend für alle ungenannten Betroffenen wurde symbolisch eine weitere große Kerze entzündet.

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Eva-Maria Knobel zufolge besteht ein Zusammenhang zwischen dem Missbrauch, den sie 1969 durch einen katholischen Geistlichen erlitt, und dem Verlust ihres ungeborenen Kindes. Nach der Tat hatte sie mehrfach versucht, sich mit Tabletten das Leben zu nehmen. Im Zuge einer Therapie eröffnete ihr ein Neurologe, dass bei ihren Suizidversuchen schwere Organschäden entstanden seien. Diese stellten zwar nicht die Ursache einer späteren Erkrankung dar, hätten aber deren schweren Verlauf bedingt.

Zusammenhang zwischen Missbrauch und Abtreibung

Unter dem Druck der behandelnden Ärzte und ihres Umfeldes hatte sie während einer schweren Erkrankung dem Schwangerschaftsabbruch zugestimmt, obwohl sie sich das Kind wünschte. Rückblickend sieht sie deswegen den Tod des Kindes auch als Langzeitfolge des Missbrauchs von 1969: „Durch den Missbrauch habe ich auch ein Leben verloren. Das hat mich geschockt, und ich bin immer noch nicht damit fertig.“ DT/reg

Lesen Sie die ausführliche Geschichte der Missbrauchsbetroffenen Eva-Maria Knobel in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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Kirche